Gasbeleuchtung

[319] Gasbeleuchtung, sie übertrifft alle andern nächtlichen Beleuchtungen an Lichtglanz und ist ausschließend eine Erfindung der neuesten Zeit. Hatte zwar Becher 1682 beobachtet, daß Steinkohlen destillirt eine vorzüglich helle, große und blendende Flamme liefern, so war es doch Murdoch, der 1792 das aus Steinkohlen, Torf und Holz durch Destillation sich entwickelnde brennbare Gas reinigte, und zur Beleuchtung in 70 Fuß langen Röhren, welche in verschiedenen Mündungen ausliefen, fortleitete. Schon damals machte man tragbare Gaslampen. 1797 ward die große Watt- und Bultousche Fabrik auf diese Weise zuerst erleuchtet. 1799 ließ nach mehreren gewonnenen Vortheilen Mr. Lebon in Paris seine Gasbeleuchtung für Geld sehen. Seit 1800 bildeten sich in England Societäten zur Uebernahme der Straßenbeleuchtung. Durch die Westminster-Societät werden allein in London alle Abende 51,000 Gasflammen unterhalten. Jetzt hat man die Gasbeleuchtung in den meisten größern Städten Deutschlands, Englands und Frankreichs. Man gewinnt das leuchtende Gas aus Steinkohlen, Holz, Torf, auch schlechten Sorten von Thran. Um es zu bereiten, erhitzt man Steinkohlen oder Holz, Oel etc. in großen gußeisernen Gefäßen bis zum Rothglühen, leitet das sich entwickelnde Gas durch ein Gemenge von Kalk und Wasser, wodurch das Gas gereinigt, anwendbar wird. Hat es sich in großen Gasbehältern aus Eisenblech über Wasser gesammelt, so wird es durch gelinden Druck von ¾ Zoll Wasserhöhe in luftdichten Röhren zu der Stelle geleitet, wo es entzündet werden und brennen soll. Diese Ausgangsorte des Gases kann man so einrichten, daß sie einen Gasstrahl oder kreisrunde[319] und fächerförmige Flammen werfen. Bei Straßenlaternen befindet sich in der Regel auf der Ausmündung der Rohre ein kugelförmiger Ansatz von Messing, welcher eine seine Durchbohrung hat, durch welche das Gas strömt, sobald das Ventil geöffnet wird, welches die Leitröhre schließt.

K.

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 4. [o.O.] 1835, S. 319-320.
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