Gonzaga, Marie Luise von

[467] Gonzaga, Marie Luise von, Marie Luise von, Königin von Polen, war 1612 geboren, eine Tochter Karl's von Gonzaga, Herzogs von Nevers und Mantua und Katharinens von Lothringen. Von ausgezeichneter Schönheit und durchdringend lebhaftem Geist, neigte sie sich dennoch zu einer fast schwärmerischen Frömmigkeit, zu welcher sie eine lebensgefährliche Jugendkrankheit, die sie glücklich bestand, mag veranlaßt haben. Am glänzendsten Hofe Europa's erzogen, unter dem Geräusch von Festlichkeiten aufgewachsen, deren schönster Schmuck sie war, lebte sie dennoch zurückgezogen nur den[467] Uebungen der Andacht und Buße. Marie Luise war noch sehr jung, als der König Sigismund von Polen für seinen Sohn Ladislaus um ihre Hand werben ließ; die Unterhandlungen wurden jedoch durch die Abneigung der Prinzessin aufgehalten, und erst 1615 gab sie ihre Einwilligung und reiste nach Warschau, wo sie vom Volk mit freudigem Jubel begrüßt ward. Obwohl nachtheilige Gerüchte über eine Verbindung, in der sie mit ihrem Oberstallmeister Cinq-Mars gestanden haben sollte, selbst zu Kenntniß ihres Gemahls gelangten, war sie doch so glücklich, dessen Mißtrauen zu zerstreuen und seine unbeschränkte Liebe und Achtung zu gewinnen. Nach wenigen Jahren schon starb Ladislaus und seine Witwe verheirathete sich mit seinem Bruder Johann Kasimir V.. der zugleich zum Könige gewählt wurde. Mit ungünstigen Blicken sah die Nation diese Verbindung, die Unzufriedenheit. welche durch die Ansprüche einiger Vornehmen auf die Krone im Volke genährt worden war, äußerte sich so laut, daß russische und schwedische Truppen in Polen einrückten und die Königin, die umsonst die Gemüther zu beruhigen versucht hatte, mit ihrem Gemahl nach Schlesien fliehen mußte. Erst 1656 kehrte sie zurück, die Verwirrung war aber bei Weitem noch nicht geschlichtet, sie selbst wünschte die Wahl eines Nachfolgers und schlug dem Reichstage den Herzog von Enghien vor. Die Stände wiesen jedoch diesen Antrag entschieden zurück und so leitete Marie Luise den schwachen König bis zu ihrem Tode, der am 10. Mai 1667 erfolgte.

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 4. [o.O.] 1835, S. 467-468.
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