Halein, Kathinka Therese Pauline

[127] Halein, Kathinka Therese Pauline, eine geschätzte, noch jetzt lebende deutsche Schriftstellerin, wurde am 4. Nov. 1804 in Mainz geboren, empfing dort im elterlichen Hause die sorgsamste Erziehung, kam aber bereits in einem Alter von 6 Jahren nach Mainz und später nach Straßburg in eine Pensionsanstalt. Mit einem heitern, fröhlichen Gemüthe verband Kathinka schon zu dieser Zeit ein tiefes Gefühl und ein Streben nach Wissen, das weit außer den Grenzen des kindlichen Alters lag. Gern verließ sie ihre[127] Gespielinnen, um ihrer Lieblingsbeschäftigung, der Lectüre französischer Classiker, nachzuhängen. In solchen Stunden entwickelten sich die ersten Blüthen ihrer Phantasie, aber ohne äußere wärmende Anregung wagten sich diese Erstlinge der Muse nicht an das profane Tageslicht. Nur erst, als Kathinka in das elterliche Haus zurückgekehrt war, fand sie Aufmunterung, ihrem Drange für Musik und Poesie sich ungestört hinzugeben. Unter dieser Aegide erschien 1825 die erste Sammlung ihrer Gedichte unter dem Titel »Phantasieblüthen.« Kurze Zeit darnach verlor K. ihre Mutter durch den Tod und ward durch finanzielle Rücksichten veranlaßt, eine Stelle als Erzieherin in Darmstadt anzunehmen, verweilte dort bis zum Jahre 1827, folgte von da dem Rufe als Vorsteherin eines Erziehungsinstituts nach Kaiserslautern, mußte aber Krankheits halber nach einem Jahre bereits diese Anstellung aufgeben und kehrte in ihre Vaterstadt Mainz zurück, wo bald darauf ihr Vater starb. Noch lebt sie dort, ihre Zeit den Musen widmend und beabsichtigt jetzt die Herausgabe einer neuen Folge ihrer Gedichte, unter dem Titel »Echotöne.« Unter den von ihr erschienenen Schriften erwähnen wir noch »die Fremde,« ein Roman nach d'Arlincourt und »Marion de Lorme,« ein Trauerspiel in 5 Aufzügen, nach Victor Hugo.

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 5. [o.O.] 1835, S. 127-128.
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