[160] Handschuhe, sind in den kultivirten Ländern Europas das unerläßliche Bedingniß der Toilette, ohne welches Niemand in guter Gesellschaft erscheinen darf. Die Frauen verwenden als Stoff dieser, je nach der Façon des Aermels, bald längern oder kürzern, Arm- und Handbedeckung gewöhnlich die feinsten Lederarten, seidene und baumwollne Filets und Tricots, nebst den leichten Jaconnas für den Sommer. Die Handschuhe der Männer erfüllen ihre früheste Bestimmung, Schutz gegen Kälte, besser, da sie meistens aus stärkerm Leder, oder grobwollenen Zeugen gemacht werden, nur die Stutzer tragen glacés. Die modische Dame im niedlichen Boudoir nimmt jeden Tag aus dem Atlaskissen des Kästchens von Cederholz ein Paar wohlparfümirte Handschuhe ohne Finger, mitaines, die ihre zarten Hände gegen irgend eine rauhe Einwirkung auch im Zimmer verhüllen. Selbst die kultivirtesten Nationen der alten Welt, die Griechen und Römer, kannten diesen Luxus nicht, nur auf Reisen, oder in kalten Gegenden, war es bei ihnen gebräuchlich, die Hände durch ziemlich plumpe Finger, oder Klapphandschuh, deren Klappen über die Finger herabgeschlagen wurden, gegen die Einflüsse der Witterung zu schützen. Die ersten Handschuhe waren überhaupt unförmlich. Man machte sie von starkem Leder und ohne Finger, hierauf trug man deren von Tuch, die an den Rändern mit Seide besetzt waren. Alsdann benutzte man Thierfelle dazu, endlich Seide und Baumwolle. Gegen das Mittelalter wurden die Handschuhe in den Kirchen eingeführt. Die Priester trugen dergleichen, wenn sie das Hochamt verrichteten, der Papst, die Kardinäle und Bischöfe haben noch dieß[160] Vorrecht. In Frankreich war es den königlich Richtern verboten, mit Handschuhen zu Gericht zu sitzen, und allbekannt ist es, daß das Hinwerfen des Handschuhes unter den Rittern für eine Fehde oder Ausforderungszeichen galt, das den Zweikampf zur Folge hatte. In die Verfertigung der Handschuhe theilt sich der Hausfleiß, der Handwerker und Fabrikant. Frankreich, Italien und Dänemark standen sonst in dem Rufe, die besten ledernen Handschuhe in Europa zu verfertigen, doch fanden die Fabriken von Paris, Grenoble, Vendome und Genua, die die vorzüglichsten lieferten, gefährliche Nebenbuhler an Wien, Berlin und Tyrol. Die dänische Manufaktur hat ihren Sitz auf Jütland und der Insel Fyen; in Randers und Odensee, ehedem so berühmt, hat dieser Industriezweig in neuern Zeiten viel verloren. Die Briten übertreffen jetzt in der Fabrikation dieser Waare alle andere Nationen und die Handschuhe von Worcester sind, da sie Feinheit und Geschmeidigkeit des Leders mit schöner Arbeit und Stärke vereinigen, im Handel die gesuchtesten von Allen. Auf Island beschäftigt das Stricken der Angorahandschuhe (aus den Haaren des Angorakaninchens,) die armen Einwohner bedeutend, doch fertigen sie auch Pelzhandschuhe. Auch in Deutschland und Frankreich werden viel Handschuhe gestrickt, doch betreiben die Strumpfweber dieß Geschäft schneller und kunstmäßiger auf dem Webstuhle. Dergleichen gewebte oder gewirkte Handschuhe werden gewalkt, wenn sie von Wolle sind, und heißen dann Kastorhandschuhe. Die besten seidenen, gestickten und gewirkten Handschuhe liefern Mailand, Como und die Schweiz, die parfümirten Frankreich.
F.