Heroen

[269] Heroen. Die früher allgemein übliche Uebertragung dieses Wortes in Halbgötter ist durchaus unstatthaft und ungenügend. Jenen Vortrefflichen, welche in den frühesten Zeiten dazu beitrugen, die Menschheit zu versittlichen, Kultur und Gesetze zu verbreiten, Wüsteneien anzubauen, schädliche Thiere auszurotten, feindselige Nachbarn zu bändigen, legte die dankbare Nachwelt den Namen Heros bei, und dann geschah es wohl, daß sie von Dichtern mit den Unsterblichen verglichen, Söhne der Götter genannt, ihre Namen als Sternbilder verehrt und ihre beglückenden Wohnsitze auf den Inseln der Seligen gesucht und gesehen wurden, ja sogar selbst im Olymp, mitten im Kreise der Götter. Damit verband sich der durch alle Völkermythen fortwurzelnde Glaube an ein Riesengeschlecht, das früher die Erde bewohnte, dessen Doppelnatur, gut und böse, auch auf die Heroen übertragen wurde und dem Begriff von ihnen etwas von dem Grauen und dem Unheimlichen beimischte, das in den Sagen andrer Länder das Wesen geistiger, übermenschlicher Gewalten umgibt. – Die jetzige Wortbedeutung begreift unter Heros einen Helden, einen auf seinem Standpunkte Ausgezeichneten; daher spricht man auch von Heroen der Wissenschaft, der Künste u. s. w

–ch–

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 5. [o.O.] 1835, S. 269.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien: