Horatier und Curiatier

[331] Horatier und Curiatier. Die Horatier waren Drillingssöhne des Römers Horatius und einer Tochter des Albaners Sequinus, der seine ältere Tochter an den Albaner Curiatius vermählt hatte, welche gleichfalls Drillingssöhne geboren. Die Sprößlinge dieser beiden Ehen waren demnach von der mütterlichen Seite Geschwisterkinder. Als unter König Tullus Hostilius zwischen den Römern und Albanern Krieg ausgebrochen war, machte man den Vorschlag, um unnöthiges Blutvergießen zu vermeiden, daß dieser Streit durch einen Sechskampf entschieden werden sollte. Und so fiel römischer Seits die Wahl auf die drei Horatier und von albanischer Seite auf die drei Curiatier. Der Kampf begann, zwei Horatier fielen; nur der Eine focht noch gegen seine drei Gegner; er verwundete sie, würde aber ohne List ihrer Uebermacht unterlegen sein. So stellte er sich denn, als fliehe er, wandte sich aber plötzlich um und erschlug den Curiatier, der ihm zunächst gekommen war. Dieß gelang ihm bei allen drei Gegnern. Mit den Waffen und Kleidern der Besiegten geschmückt, kehrte er unter dem Jubel des Volkes in die Stadt zurück. Am Thore begegnete ihm seine Schwester Horatia, welche an einen der Curiatier[331] verlobt war. Sie erkannte die blutige Kleidung ihres Bräutigams und brach in Wehklagen und Vorwürfe aus. Diese kleinmüthige Gesinnung empörte den Bruder und er durchstach sie in seinem Grimme. Trotz seines Sieges ward er wegen dieser That zum Tode verurtheilt. Er appellirte an das Volk, wurde von der Todesstrafe zwar freigesprochen, mußte aber ein Sühnopfer anstellen und durch das Joch gehen, die entehrendste und schimpflichste Strafe für einen Römer. Das Thor, wo er seine Schwester ermordet hatte, hieß von nun an porta scelerata, das »Thor des Verbrechens;« auch das Joch hatte sich bis zu Augustus Zeiten erhalten. – Salieri's Oper: »die Horatier und Curiatier« hat sich im vorigen Jahrhunderte lange Zeit auf dem Repertoir erhalten und wurde als klassisches Werk anerkannt.

B.

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 5. [o.O.] 1835, S. 331-332.
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