Lafayette, Luise Motier von

[254] Lafayette, Luise Motier von, aus einer alten Familie in Auvergne abstammend, kam in dem Alter von 17 Jahren an den Hof der Königin Anna von Oestreich. Ihre Schönheit, die Anmuth des Betragens und die Sanftmuth des Charakters gewannen ihr das Herz Ludwig's XIII., der in ihrer Gesellschaft Trost und Erhebung von dem Aerger suchte, den ihm die Uebermacht des Kardinals Richelieu verursachte. Umsonst versuchte Letzterer, sie in sein Interesse zu ziehen und für seine Absichten zu gewinnen. Luise Lafayette faßte, um allen diesen Umtrieben zu entgehen, den Entschluß, sich in ein Kloster zu begeben, und wie sehr auch der König dieß verhindern wollte, so nahm sie doch 1637 den Schleier. Auch nach ihrem Eintritt in das Kloster besuchte sie Ludwig XIII. zu wiederholten Malen, die Schwester Angelica aber, so nannte sie sich jetzt, suchte das Herz ihres Freundes der Königin wieder zuzuwenden, die derselbe seit 22 Jahren von sich entfernt gehalten hatte. Die Geburt Ludwig's XIV. war die Frucht dieser Aussöhnung. Die Königin wollte sie, um sich dankbar zu zeigen, bereden, in die Welt zurückzukehren, Angelica aber lehnte das entschieden ab und ergab sich ganz den Pflichten ihres Ordens, in denen sie zu Chaillot, welches Kloster sie selbst gestiftet hatte, 1665 starb. Ihre Geschichte ist von der Frau von Genlis zum Gegenstande eines Romans gewählt worden, der unter dem Titel: Mlle de Lafayette 1812 in Paris erschien.

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Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 6. [o.O.] 1836, S. 254-255.
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