[486] Mähren. Unter den deutschen Provinzen der östreich. Monarchie ist die Markgrafschaft Mähren mit 415 Quadrat M. und 2 Mill. Ew. eine der blühendsten durch Ackerbau, Viehzucht, Handel und Industrie. Das Glazer- und Riesengebirge, meist mit Laubholz bedeckt, zum Theil mit Wein bepflanzt, birgt in seinem Innern Porzellanerde, Steinkohlen und sehr viel Eisen; die fruchtbaren Ebenen, bewässert von der Oder und March, liefern Getreide, Obst, Gartenfrüchte aller Art; die Bewohner sind Mischlinge der Nachbarvölker, doch meist Slaven und Deutsche. Erstere theilen sich in 5 verschiedene Stämme, Hannaken, Slowaken, Böhmen, Kroaten und Polen. Hier und da finden sich noch Zigeuner. Im Allgemeinen[486] sind die Mähren ein kräftiger Menschenschlag, gutmüthig, treu, ehrlich, gastfrei und arbeitsam. Sitten und Gebräuche sind bei den verschiedenen Stämmen auch verschieden. Eine Lieblingskleidung beider Geschlechter ist der Pelz; an Festtagen hüllen die Frauen den Kopf in weißleinene Tücher, die Mädchen aber flechten bunte Bänder in die Haare. Bei Znaim sind die Goldhauben bei den Frauen und blaue Rocke bei den Männern gewöhnlich. Bei Iglau sieht man die Frauen in einem leinenen Hemd mit breitem, herabhängendem Kragen und gesteiften Aermeln, mit einem zeugnen oder seidenen miederartigen Leibchen, roth oder blau mit Goldborten besetzt, einem faltenreichen, blauzeugnen Rock mit lichtblauen Bändern eingefaßt, einer weißen oder blauen Schürze (Fürsteck), rothwollenen Strümpfen mit weißen Zwickeln und Schnallenschuhen. Ein hellblauer, langer Tuchmantel ist die Zierde zu allen Feierlichkeiten, und jede Braut tritt im Mantel vor den Altar. In den Städten, unter denen Brünn (s. d.) die Hauptstadt ist, findet man zahlreiche Fabriken in Tuch, Wolle und Leinewand. Das Tayathal ist wegen seiner malerisch-pitoresken Partieen unter dem Namen die mährische Schweiz bekannt.
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