Majo und Maja

[499] Majo und Maja, die Repräsentanten der spanischen Volksgalanterie, wie sie sich wohl bei keinem andern Volke finden. Majo und Maja wird für geputzt mit Gefallsucht verbunden genommen, z. B. ay que maja estas miña (Ei wie schön hast du dich gemacht, Mädchen). Das Substantiv würden wir immer noch sehr unvollkommen mit Stutzer, Dandy oder Petit-maitre übersetzen, da der Majo und die Maja ausschließlich den untern Volksklassen in Spanien angehört. Es ist der ausgeprägteste Nationalcharakter in seiner Mischung von Stolz und chevalleresker Galanterie. Die zierliche andalusische Kleidung, das Haar in ein grünes Netz (Redesilla) gebunden, die kurze Jacke von blauem Sammt, mit vielen[499] seidenen Schnüren, Stickereien und silbernen Troddeln, das um den Hals nachlässig geschlungene bunte, seidene Tuch, welches jedoch das seine, schneeweiße Hemde mit breiter Krause nicht ganz verdecken darf, die kurzen, eng anschließenden Beinkleider mit der Faja (gewirkten Leibbinde) von rother Seide, Schuhe und bis fast an's Knie herauf reichende Kamaschen von hellbraunem Leder, die mit Stickereien bedeckt sind, das sind die äußern Zeichen eines Majo, außerdem muß er Kraft, Jugend, Gewandtheit, Stolz und herausfordernden Trotz besitzen. Er muß Ansprüche unter seines Gleichen machen und sie zu bewähren wissen. Er ist ein trefflicher Reiter, sicherer Schütz, weiß mit der navaja und dem puñal, sowohl im Stoß als Wurf umzugehen. Ist er nicht selbst Stierfechter (torero), so wird er doch auf der Plaza de toros (der Arena im Stiergefechte) sich mit Ehren zeigen können. Er muß den Fandango, die Matrarea und alle andern Volkstänze mit der höchsten Anmuth tanzen, die Guitarre fertig spielen und sowohl die beliebtesten Arien, als auch die improvisirten Volksgesänge (sequãdillas) vortragen können. Die Galanterie gegen Frauen gehört zu seinen wichtigsten Eigenschaften. So herausfordernd trotzig er gegen Männer ist, so wird er doch nie die Gesetze der Höflichkeit verletzen. Ein empfindsames Stutzerwesen ist ihm fremd; aber überall tritt er mit einer gewissen nachlässigen Würde auf. Er mag verliebt sein oder spröde, tändeln wird er nie. Freigebigkeit bis zur Verschwendung, besonders aber unbeschränkt, wenn es darauf ankommt, die Geliebte zu erfreuen, gehört zu seinen unerläßlichsten Eigenschaften. Er ist mäßig im Essen und Trinken und in Allem, nur nicht in der Kleidung und in der Liebe; die Rache für die geringste Beleidigung übernimmt der Majo immer selbst. Einige Morde, wenn es nur kein feiger Meuchelmord ist, erhöhen sein Ansehen. So ist ein solcher Majo ein nicht immer ungefährlicher, aber doch stets tüchtiger und ergötzlicher Gesell. Sein weibliches Gegenbild, die Maja, ist durch ähnliche, doch ihrem Geschlechte angemessene Eigenschaften ausgezeichnet. – Durch Witz, Laune und Koketterie weiß sie oft den wildesten Majo zahm zu machen; im Nothfall aber auch den Dolch gegen den Ungetreuen oder die Nebenbuhlerin zu führen

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Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 6. [o.O.] 1836, S. 499-501.
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