[171] Meissen, vor 800 Jahren bereits der Sitz eines Mark- und Burggrafen und die Schutzwehr gegen die nach der Lausitz zurückgedrängten Sorben und Wenden, jetzt eine freundliche, gewerbfleißige, in dem herrlichen Elbthal, 5 Stunden unterhalb Dresden gelegene Stadt, mit 7500 Ew., berühmt durch seine 1710 begründete, und bis jetzt immer noch unübertroffene Porzellanfabrik, ist die Hauptstadt des Kreisamts, hat 1 Domkapitel, die Fürstenschule zu St. Afra, eine Domkirche mit schöner Glasmalerei und den Begräbnissen vieler sächsischen Regenten, treibt sehr starken[171] Weinbau, und liegt in einer so wahrhaft romantisch schönen Gegend am linken Ufer der Elbe, über welche hier eine Brücke führt, daß, wer Dresden und die sächsische Schweiz besuchte, es nicht unterlassen sollte, auch nach Meißen seinen Wanderstab zu setzen. Unter den vielen schönen Punkten der nächsten Umgebung erwähnen wir nur Scharfenberg und das Buschbad. Die Geschichte Meißens, reich an Erinnerungen, erzählt auch, daß, als im Jahre 1015 die Polen den Ort belagerten und hart bedrängten, es damals namentlich die Frauen waren, welche den Feind bekämpften und zum Rückzuge zwangen. Zur Belohnung für diesen weiblichen Heroismus stiftete Kaiser Heinrich II. ein Befreiungs- und Dankfest, an welchem jährlich von den Frauen eine große Prozession nach der Hauptkirche gehalten wurde. Das Andenken daran scheint seit der Reformation von den Bewohnerinnen Meißens vergessen worden zu sein.