[239] Mittagsmahl, das Hauptmahl, wurde zu verschiedenen Zeiten und bei den verschiedenen Völkern nicht zu einer und derselben Stunde und nicht auf gleichmäßige Weise gehalten. Die Hebräer nahmen Mittags nur eine Art Frühstück ein, und erst gegen Abend folgte ihr Hauptmahl. Vor Tische wuschen sie sich, und verrichteten ein Gebet, man saß oder lag während des Essens, und die Frauen aßen abgesondert von den Männern. Bei den Griechen, welche des Tages dreimal speisten, wurde die Hauptmahlzeit des Abends eingenommen, sie hieß Deipnon. Man wusch und salbte sich und reinigte die Hände bei jedem neuen Gericht. Mundschenken reichten den Wein, Sklaven führten Tänze auf und ergötzten durch Gesang und Saitenspiel. In den ältesten Zeiten saß, in den spätern lag man zu Tische. Der Nachtisch war stets verschwenderisch ausgestattet und den Göttern brachte man häufige Libationen. Gäste wurden feierlich bekränzt. Die vornehmste Mahlzeit der Römer (coena) wurde gleichfalls des Abends gehalten. Der Speisetisch war auf drei Seiten mit Ruhebetten (triclinium) umgeben, welche je drei der Speisenden einnahmen und sich auf Polstern stützten. Vornehme Gäste erhielten für sich allein ein Ruhebett; Frauen wohnten der Mahlzeit in der Regel bei. Man würfelte zwischen den Gerichten, und was Tanz und Spiel betraf, so ahmte man den Griechen nach und trieb es in der Kaiserzeit namentlich zur üppigsten Schwelgerei. Sklaven und schöne Sklavinnen erschienen in den idealsten, reizendsten Costumen. Die germanischen Völker aßen sitzend, enthielten sich der Leckereien, genossen nur feste Nahrungsmittel und sprachen dem Weine übermäßig zu. Im Mittelalter speiste man um 11 Uhr zu Mittag. Gabeln und Messer kamen in Gebrauch. Man hielt viel auf die Quantität der Gerichte; bei festlichen Veranlassungen wurden ganze Ochsen und Kälber gebraten. Nach der Abendmahlzeit wurde dem Gaste ein großer Pokal Wein als Nachtrunk in's Schlafzimmer geschickt. Trinkgelage dauerten manchmal vom Mittag bis Abend.[239] Später wurde das Mittagsmahl auf 12 oder 1 Uhr, das Abendmahl auf 7 oder 8 U. verlegt. In Deutschland speisen gegenwärtig die Mittelklassen zu derselben Zeit, die vornehme Welt dagegen zwischen 24 zu Mittag, und diese nimmt das Souper, wegen des Theaters, erst um 9 Uhr ein. Im Verhältniß zu dieser Ordnung wird deßhalb auch das Frühstück, Gabelfrühstück, erst um 101 Uhr eingenommen. Die Sitte gegen 4 Uhr zu speisen, ist in Frankreich und England Regel; die vornehme Welt, um sich auch hier abzusondern, dinirt erst um 6. Die Orientalen frühstücken um 11 Uhr und nehmen ihr Diner um 7 Uhr ein. Sie sitzen auf niedrigen Divans vor kleinen Tischen; Gabeln und Löffel sind nicht üblich, alle Speisen werden mit den Fingern gefaßt, In China sitzt man an kleinen Tischen und bedient sich statt der Gabeln kleiner, hölzerner oder elfenbeinerner Stäbchen. Vergl. Gastmähler.
E.