[292] Morlacchi, Francesco, königl. sächs. erster Kapellmeister. In Italien zu Perugia den 14. Juni 1784 geb., gebildet und mit den ersten Ruhmesblüthen geschmückt, fand er in Deutschland eine zweite Heimath, und eroberte sich in deutscher Kunst das Ehrenbürgerthum. M. gehörte vor der Rossini'schen und Bellini-Donizetti'schen Periode zu den ersten Operncomponisten seines Vaterlandes, aber sein Geist war weniger gemacht, eine neue Epoche aufzubauen, als eine alte bis zur neueren würdig fortzuführen. M's. Talent ist nach verschiedenen Richtungen hin gleich thätig gewesen; seine Compositionen zeigen seinen, gebildeten Geschmack, und verrathen die Bildung der älteren, gediegenen italienischen Schule, welche die leichtsinnige, flüchtigere der Gegenwart verwirft, aber ihrem genialen Fluge nicht nachzueilen vermag. M. hatte schon eine Reihe mit Beifall aufgenommener Opern und Kirchensachen in Italien componirt, als er 1810 als Kapellmeister der ital. Oper nach Dresden gerufen wurde. Gleich bedeutend als Componist, wie als Dirigent, sind seine Verdienste um die Oper und die Capelle Dresdens, welche durch seinen persönlichen, edlen, künstlerischen Charakter noch höheren Werth erhalten. Zu seinen musikalischen Abenteuern gehört die 1813 binnen 48 Stunden auf Befehl componirte Cantate, zum Geburtstag Kaiser Alexanders. Unter seinen Opern zeichnen sich aus: Teopaldo und Isolina, La gioventà di Enrico IV., il renegato; unter den Kirchensachen: eine Messe[292] mit einem bekannten agnus dei. ein Miserere alla Capella und einige Oratorien.
k.