[459] Nubien. Zwischen Habesch und Aegypten, da wo der blaue Fluß aus Habesch hervorbricht, liegt N., das Land des mittleren Nillaufs, 15,000 Quadrat M. groß und von 1 Mill. Araber und Neger bewohnt. Bedeutende Strecken, vielleicht 3/4 des Ganzen, sind versandet, aber überaus fruchtbar ist das Nilthal und die Nilinseln. Dort allein finden sich Städte und Dörfer, die Wüste dagegen durchschwärmen räuberische Nomadenstämme. Noch merkwürdiger ist das Thal als die Straße, auf welcher im grauesten Alterthume die Kultur längst verschwundener Völker und Staaten den Strom entlang bis zum Mittelmeere vordrang. Das berühmte Menroe, tausend Ruinen, ungeheuere Felsentempel, Pyramiden und andere Denkmäler, die der Sand der Wüste meistentheils schon begraben hat, Gebäude aus gewaltigen Steinblöcken mit räthselhaften Bildwerken und Gemälden, sind Zeugen einer großen Vergangenheit.[459] Das Klima ist heiß, aber gesund. In den wenigen Gebirgen, besonders in der Wüste, hausen zahlreiche wilde Thiere, Elephanten, Giraffen, Leoparden, Löwen, Strauße etc.; der Nil ernährt das schreckliche Krokodil, Schildkröten etc., im Nilthale aber gedeihen alle Südfrüchte, Getreide, Tabak, Baumwolle etc. Die Ew., ein Gemisch von Arabern, Negern und Ureinwohnern, sind Muhamedaner; von dem bis in's 13. Jahrh. herrschenden Christenthume findet sich keine Spur mehr. Alle Weiber aus Sennar (einer Provinz N's), sagt ein neuerer Reisender, sind schön und ihr Gang sowohl als ihre Haltung haben etwas Edles; doch ist ihre Lage traurig, denn die falschen, eigensüchtigen Männer verkaufen ohne Anstand die Mütter ihrer Kinder in die Sklaverei. Von Kleidung ist wenig die Rede, doch verstehen die Schönen ein großes Tuch malerisch um sich zu werfen. N. wurde seit 1812 vom Pascha von Aegypten unterworfen, und nur einige Theile haben ihre eigenen, dem Vicekönige tributpflichtigen Fürsten.
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