[48] Ostern, eins der drei höchsten christlichen Feste, empfing vielleicht seinen Namen vom altdeutschen Worte urstan, auferstehen, weil es zum Andenken an die Auferstehung Jesu gefeiert wird. Es ist ein Freudenfest, dessen Ursprung sich von den Zeiten der Apostel herschreibt; 40 tägiges Fasten geht ihm noch jetzt bei den Katholiken, Griechen etc. voran. Bis zu Ende des 11. Jahrh. gab es 8 Festtage und eine Nachfeier; später wurden nur 3 Tage dazu bestimmt, und auch diese sind, wenigstens in Deutschland, fast überall auf zwei reducirt. Jetzt fällt Ostern stets im März oder April, und es bestimmt die für dieß bewegliche Fest angeordnete Berechnung nach dem neuen Kalender, auch alle anderen beweglichen Feste des Kirchenjahres. Die Fasten wurden sonst so streng gehalten, daß selbst Eier bis zur Bulle Papst Julius VI. (1555) nicht erlaubt waren. Die stets beliebt gewesene Speise empfing man daher Ostern mit Freude zurück, ließ sie in den Kirchen weihen und vertheilte sie gefärbt zu Geschenken. Diese freundliche Sitte hat sich in manchen Gegenden Deutschlands, Frankreichs und Rußlands erhalten. In Westphalen pflegt die Hausfrau am Ostermorgen Eier mit allerlei Farben im Buchsbaum und andern Gesträuchern des Gartens zu verstecken;[48] auf ein gegebenes Zeichen stürzen größere und kleinere Kinder hinzu, und dasjenige, welches das besonders gefärbte und mit einer Krone verzierte Ei findet, gilt für die Festtage als Kinderkönig. Ist eine Braut unter ihnen, so sucht ihr die Mutter vorzugsweise das Ei in die Hände zu spielen.
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