[94] Paraguay, der Garten Südamerika's, ein blühendes, fruchtbares Land zwischen Brasilien, Bolivia und den La Plata Staaten, mit 600,000 Ew. auf 7000 Quadrat M., meist eben und von dem Paraguay und Parana durchströmt. Unzählige Heerden von Büffeln und wilden Pferden weiden auf grasreichen Wiesen (Llanos), die Wälder sind bevölkert von einer Unzahl prachtvoll gefiederter Vögel, aber auch bewohnt von 20 Arten Schlangen, worunter die furchtbare Boa constrictor und die gefährliche Klapperschlange. Von den Erzeugnissen ist der Paraguaythee in ganz Südamerika ein tägliches Bedürfniß geworden; außerdem werden Tabak, Indigo, Zucker, Seide, Baumwolle, Leder, Wachs, Holz etc. in Menge ausgeführt. Der Bergbau dagegen ist unbedeutend. P. wurde 1516 von den Spaniern entdeckt, stand später 150 Jahre lang unter ausschließlicher Leitung der hier mit Segen wirkenden Jesuiten und kam nach deren Vertreibung 1756 an Spanien zurück. Seit 1814 ist es eine Republik, regiert von dem bekannten Dr. Francia, der in Assuncion (Stadt mit 8000 Ew.) residirt. Die Frauen der aus Creolen, Mestizen und Indianern bestehenden Bevölkerung, sind schlank gewachsen, und haben wunderbar-kleine Hände und Füße. Ihr Teint würde braun erscheinen, dämpfte ihn nicht das rabenschwarze Haar. Außerdem besitzen sie das dunkle glühende Auge der Spanierin, das lebhafte Mienenspiel, die leicht erröthende und leicht erblassende Wange. In der Unterhaltung zeigen sie eine[94] liebenswürdige Lebhaftigkeit, und alle Fremde stimmen darüber ein, daß sie der kostbarste Schatz Paraguay's sind.
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