Prairien

[281] Prairien, jene unermeßlichen, meist baumlosen Steppen und Ebenen in Westen von Nordamerika, welche einen Theil der noch undurchforschten Wildniß des Missuristaats bilden und von wilden Indianerstämmen als Jagdgebiet benutzt werden. Sowohl Cooper in seinem Romane »die Prairie,« als Washington Irwing in seinen »malerischen Reisebildern,« haben das wilde abenteuerliche Leben in diesen Steppen höchst anziehend geschildert. Wellenförmige Hügel, kahl und eintönig, breiten sich über eine Gegend aus, die kein menschliches Auge zu übersehen vermag, die einem Meere gleicht, das man nicht ohne Compaß bereisen kann und über welchem ein bleicher Duft schwebt, der alle Umrisse nur noch schwankender und ungewisser macht. Welche schauerliche Einsamkeit! Der Mensch fühlt sich allein in einer ausgestorbenen Welt. Man wandert Tage lang, ohne einem lebenden Wesen zu begegnen; man schätzt sich endlich glücklich auf einen Trupp Pelikane zu stoßen, die, Gespenstern gleich, um ein stehendes Wasser sich bewegen, oder die stille, graue Luft durchdringt das unheimliche Geschrei eines Raben oder das Mark erschütternde Geheul eines hungernden Wolfs. Zwar bergen diese endlosen Wüsten den Büffel und das wilde Pferd in großen Heerden, aber nur erst nach Tage langem Umherirren gelingt es dem berittenen Jäger, diese Kinder der Einöde aus ihren[281] undurchdringlichen Verstecken emporzuscheuchen. Die gefährlichsten Gäste der Prairien sind die wilden Indianer, und in der trocknen Jahreszeit nicht minder Verderben drohend die Feuersbrünste, die mit Windeseile über das hohe, dürre Grasmeer fortbrausen und denen das schnellste Roß kaum entfliehen kann.

B....i.

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 8. [o.O.] 1837, S. 281-282.
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