[332] Rabener, Gottlieb Wilhelm, Gottlieb Wilh., dieser harmlos-vergnügliche Mann ist als Muster eines Satyrikers unter uns Deutschen von je her gepriesen worden; um es jedoch im vollen Sinne des Wortes zu sein, gebricht ihm der scharfe Stachel des Witzes, der sich bei ihm immer unter der sauber gehaltenen Perrücke versteckt und sich wohlweislich hütet, zu verwunden, wo es die sogenannte Sitte und der Anstand nicht angemessen fanden. Daher beziehen sich R's Satyren immer nur auf unschuldige Thorheiten der Zeit, an denen er herumprikelt mit liebenswürdiger Gutmüthigkeit. Er thut Niemand wehe, ist heiter und launig, so weit es seine moralische Ernsthaftigkeit erlaubt, und bleibt dabei immer ein eben so vortrefflicher Bürger, als frommer Mann. Unter seinen Schriften; die er von 17511755 in 4, später in 6 Bänden gesammelt erschienen, sind die »satyrischen Briefe« am interessantesten. Nach seinem Tode gab Christian Felix Weiße eine Sammlung »freundschaftlicher Briefe« von ihm heraus, begleitet von einer Biographie des Verstorbenen. Am liebenswürdigsten erscheint R. in seiner Correspondenz mit dem sanftmüthig-hypochondrischen Gellert, und gerade diese zufällig hervorgerufenen Ergießungen seiner heitern, duldsamen Laune werden vielleicht am längsten von allen seinen Schriften[332] gelesen werden, die, obwohl zierlich und anziehend geschrieben, sich doch in einem zu beschränkten Kreise bewegen, um in unsern Tagen ein bleibendes Interesse zu wecken. R. ward am 17. Sept. 1714 in Wachau bei Leipzig geb., studirte von 1734 in letztgenannter Stadt und lebte dann als Geschäftsmann erst in Leipzig, später in Dresden, wo er als Steuerrath am 26. März 1771 starb.
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