Salbung

[36] Salbung. Das Salben mit wohlriechenden Oelen ist eine uralte, auch von den Griechen und Römern vielfach ausgebildete Sitte; vorzüglich hatten die Antiochischen und Alexandrinischen Salben- und Spezereihändler mit einer bewunderungswürdigen Erfindsamkeit[36] diesen Artikel des Luxus ins Ungeheure vervielfältigt und vertheuert. Fünf und zwanzig verschiedene Salben werden namentlich angeführt. Die Gemahlinnen der persischen Monarchen erhielten, wie die Griechen erzählen, oft die Einkünfte großer und reicher Städte, bloß zum Ankauf ihres Salbenbedürfnisses, und eine eigends dazu bestimmte Sclavin spritzte die Haare der vornehmen Römerin mit dem kostbarsten Nardenöle und den wohlriechendsten orientalischen Essenzen ein, um ihnen für den ganzen Tag einen süßen Ambrosiaduft einzuhauchen, weßhalb ein röm. Dichter klagte, die Frauen verschwendeten in Salben das ganze Vermögen ihrer Männer. – Hiervon ist zu unterscheiden die S. der Könige und Priester, welche durch diese sinnbildliche Handlung gleichsam zu ihrem hohen Amte eingeweiht werden, weßhalb sie auch im alten Testamente »Gesalbte des Herrn« heißen. Noch jetzt findet die S. in der kathol. Kirche, bei der Krönung, sowie bei der Priesterweihe, Taufe, Firmung und letzten Oelung Statt.

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Damen Conversations Lexikon, Band 9. [o.O.] 1837, S. 36-37.
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