Tarantella (Tanz)

[28] Tarantella (Tanz), der dem Fandango nahverwandte Nationaltanz der Neapolitaner, eine zauberische Guirlande leidenschaftlicher Gesten und Pas, welche die Innigkeit und Sprödigkeit, das Sehnen und Zürnen zweier Liebenden darstellen. Voll der wollüstigsten Anmuth athmet die T. nichts als Liebe und Vergnügen. Das Weib sucht durch Grazie und Lebhaftigkeit die Liebe ihres Tänzers zu erwecken, während dieser seinerseits sich bemüht, sie durch Gewandtheit, Zierlichkeit und Beweise von Zärtlichkeit zu gewinnen. Und dazu ertönt noch eine Musik, welche mit ihren starkmarkirten, sich wiederholenden Trioletts in 6/8 Tact, Sterbende elektrisiren könnte. – Die T. soll zuerst als Heilmittel gegen die Wirkungen des Tarantelstichs gebraucht worden sein: daher angeblich der Name. Wer nämlich das Unglück hat, von diesem Infekte gebissen zu werden, muß, will er anders gerettet werden, stark schwitzen, was nur durch eine gewaltsame Bewegung eintreten kann. Nun habe man gefunden, daß das einzige Reizmittel, um die Leidenden zur Anstrengung aller ihrer Kräfte zu vermögen, die Musik sei: dieß die Entstehung der Tarantella.

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Damen Conversations Lexikon, Band 10. [o.O.] 1838, S. 28.
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