Tauris

[50] Tauris, wird von den Persern für den Mittelpunkt der Welt gehalten; wenigstens bildet sie den Mittelpunkt des Handels und Verkehrs in der persischen Provinz Aderbidschan, deren Hauptstadt sie ist, während sie früher zugleich bis 1828 die Residenz des verstorbenen Prinzen Abbas Mirza, des Kronerben von Persien, war. Russen, Türken, Perser und Indier betreiben hier die ausgebreitetsten Handelsgeschäfte. Mit den reichsten Waaren des Orients sind die Kaufläden angefüllt; 300 Karavanserais eröffnen ihre gastichen Räume den zahlreich herbeiströmenden Fremden, und 150,000 Ew. beleben die weitläufigen Straßen und schönen, öffentlichen Plätze. In den großen Seidenwebereien werden die schwersten Seidenzeuge verfertigt;[50] auch wird hier das Chagrin (Leder aus den Häuten der Waldesel) bereitet, von welchem Leder alle Perser die Schuhe und Stiefeln tragen. – Mitten aus einem Steinmeere prächtiger Ruinen erhebt sich die stolzgethürmte, von Backsteinmauern umringte Stadt, früher fast selbst eine Ruine, da sie vielfach heimgesucht wurde von Erdbeben und mörderischen Belagerungen. So ist sie trotz der zahlreichen Bevölkerung doch nur ein Schatten des alten medischen Gaza, welches hier stand.

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Damen Conversations Lexikon, Band 10. [o.O.] 1838, S. 50-51.
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