[167] Tonsetzkunst, der Verein von Kenntnissen und Geschicklichkeiten, um ein Tonstück componiren zu können. Sie zerfällt in einen grammatischen und in einen ästhetischen Theil. Letzterer umfaßt die Kenntniß des schönen Ausdrucks durch Töne. Der erstere enthält die Kunst des Satzes oder den Contrapunkt. Ursprünglich bedeutete der Contrapunkt die harmonische Begleitung mehrerer Stimmen zu einer Melodie. Man bezeichnete nämlich seit Guido von Arezzo die Töne durch bloße auf 7 Linien gesetzte Punkte. Traten nun eine oder mehrere Accompagnementstimmen dazu, so mußte der ersten Reihe eine zweite mit ihren Punkten entgegengesetzt (entgegenpunktirt, contrapunktirt) werden. Im engeren Sinne aber ist der Contrapunkt die besondere Art, zu einer vorhandenen [167] Stimme eine zweite, dritte etc. zu setzen. Man nennt ihn einfach, wenn die Stimmen nicht umgekehrt werden können, d. h. die oberste nicht unten, und die unterste nicht oben gesetzt werden kann: doppelt aber, wo dieß geschehen kann.
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