[302] Vaucluse. Ein Viertelstündchen von diesem kleinen Dorfe im franz. Departement gl. N. gelangt man auf einem rauhen, gedrangen Stege durch ein schauerliches, sich immer mehr verengendes Felsenthal in einen Halbcirkel von himmelhohen nackten Bergwänden, die emporstarren wie versteinerte Riesen. Hier rieselt tief aus dem heiligen Mutterschooße der Erde die berühmte Quelle V. hervor, welche dem Flusse Sorgue den Ursprung gibt. In diesem einsamen, elegischen Thale ließ sich 1337 Petrarca nieder und dichtete hier, in glücklicher Abgeschiedenheit frei dem Genius hingegeben. Ewig berühmt ist Petrarca's Name; und durch ihn berühmt die Quelle V. Von nah und fern wallfahrten die Fremden herbei, und eine 50 F. hohe, zu des Dichters Andenken in der Nähe der Quelle errichtete Säule aus Sandsteinen schmückt sinnig das gefeierte Dichterasyl. Auch die weiteren Umgebungen sind mit allen Reizen der Natur ausgestattet: stolz ragt über dem Dörfchen V. die Ruine des alten Schlosses Saumane empor, und friedlich und still gleitet die Sorgue im Schatten der Bäume durch üppig grünende Wiesen hin.
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