[342] Vigne, Anna de la, Tochter des durch seine Wirksamkeit[342] als Arzt berühmten Michel de la Vigne, erblickte 1643 zu Paris das Licht der Welt und zeigte von Kindheit auf die glücklichsten Anlagen für Poesie. Ihren Gedichten fehlt es nicht an Anmuth und Leichtigkeit, aber bisweilen vermißt man Wohlklang der Sprache und Frische des Kolorits. Eine ihrer Oden: »Monseigneur le dauphin au roi,« erhielt großen Beifall. Anna blieb unvermählt, obgleich Schönheit, Tugend und Talente sie reichlich schmückten. Ihr Tod erfolgte 1684, und zwar in Folge einer durch anstrengende Studien sich zugezogenen heftigen Krankheit. Die Akademie zu Padua hatte sie schon früher zum Mitglied ernannt. Eine Ode an Fräulein von Scudéry, in der sie derselben ihre Glückwünsche für den jener zuerkannten Preis der Beredsamkeit darbrachte, hat Pelisson nebst der Antwort am Schlusse seiner histoire de l'académie française abdrucken lassen. Die sämmtlichen Gedichte Anna's befinden sich in den Vers choisis des Jesuiten P. Bouhours, auch einzelne in dem Parnasse des Dames von Sauvigny.
E. v. E.