Wahrsagen

[367] Wahrsagen. Den geheimnißvollen Schleier der Zukunft[367] zu lüften, dieß war zu allen Zeiten und bei allen Völkern, mehr oder weniger eine Lieblingsneigung. Je unaufgeklärter die Menge, je mehr von Aberglauben befangen dieselbe war, desto leichter mußte es Einzelnen werden, sich als Erleuchtete, Weissagende aufzuwerfen. So hatten denn bereits die Juden die bekannte Wahrsagerin Endor, die Griechen ihre Orakel (s. d), die Römer, bei denen die Wahrsagekunst Religionssache war, ihre Auguren (s. d.), die alten Deutschen ihre Alrunen (s. d.); die ersten Christen weissagten aus den heiligen Büchern, das Mittelalter beschäftigte sich zu diesem Zwecke vorzugsweise mit der Astrologie und Chiromantie (s. d.) und selbst der neuern Zeit fehlte es nicht an Wahrsagern. Deutschland hatte den Bauerpropheten Müller, Frankreich die Dlle. Lenormand (s. d.).

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 10. [o.O.] 1838, S. 367-368.
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