Wiesbaden

[442] Wiesbaden. Dieses berühmte Taunusbad, welches manches Jahr 10–12,000 Kurgäste an seinen Heilquellen versammelt sieht, gehört mit zu jenen fashionablen Badeorten der vornehmen Welt, wo Luxus und Moden mit Aeskulap um die Herrschaft ringen. 15 warme Quellen, 2 öffentliche und 25 Privatbäder bieten dem ihre Hilfe, der welche sucht, gegen Scrophelleiden, Gicht, Rheumatismen, Hautkrankheiten etc. Man trinkt 4–8 Becher mit Bittersalz vermischt, und badet 1–6 Viertelstunden. So unbestreitbar die Heilkräfte dieser Quellen sind, so elegant, bequem und reizend sind auch die Anstalten, um sie zu gebrauchen, und eben so mannichfaltig[442] die Vergnügungen, um das Ernste mit dem Angenehmen zu verknüpfen. Der Kursaal, ein kolossales, prachtvolles Gebäude, ist der Hauptvereinigungspunkt der eleganten Welt für Genüsse aller Art. Nicht weit davon gelangt man zum Theater, oder man promenirt in dem Herrengarten oder dem Weiher, oder macht eine Promenade bis zur Hintermühle. Das neue Gast- und Badehaus zu den 4 Jahreszeiten wetteifert mit dem Kursaale an Eleganz. Einige römische Alterthümer beweisen, daß diese Quellen bereits den Römern bekannt waren. W. selbst ist Hauptstadt des Herzogthums Nassau, hat 7500 Ew., 5 Kirchen, eine bedeutende öffentliche Bibliothek und 2 Schlösser.

5.

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 10. [o.O.] 1838, S. 442-443.
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