[470] Xanthippe, berühmt als die Gemahlin des Sokrates, berüchtigt wegen ihrer heftigen, zänkischen Gemüthsart, aber auch ehrenvoll erwähnt durch den aufrichtigen Schmerz und ein edles Benehmen an dem Sterbelager ihres Gatten. Wie viel dieser übrigens von ihr dulden mußte, beweist eine Aeußerung gegen einen Freund, wo er sagt: Ich habe X. zur Gefährtin gewählt, um Mäßigung und Nachsicht an ihr zu üben, und ist es mir möglich, mich in ihre Launen zu fügen, so werde ich auch alle andere Menschen ertragen können. Uebrigens war X. eine gute Hausfrau und ihren Kindern eine sorgsame Mutter. Ihre Sparsamkeit, Thätigkeit und Klugheit werden vielfach gerühmt und ihr Benehmen nach S's[470] Tode beweist, daß sein Beispiel nicht ohne Einfluß auf ihr sittliches Gefühl blieb. Wie dauernd ihr Schmerz um den Gatten war, ersieht man aus einem Briefe des Aeschinus, wo dieser an X. schreibt: Stille endlich Deine Thränen, nähre nicht hartnäckig Deinen Schmerz und erhalte Dich Deinen Kindern. Und an einer andern Stelle: Es ist Deiner würdig, daß Du die angebotenen Geschenke zurückgewiesen hast; so lange überdieß ich und Deine Freunde leben, soll es Dir an nichts mangeln etc.
E. v. E.