Zeit, Zeitalter, Zeitrechnung

[479] Zeit, Zeitalter, Zeitrechnung. Unter Zeit verstehen wir das Aufeinanderfolgen von Zuständen und Begebenheiten, und unterscheiden hiernach eine vergangene, gegenwärtige und zukünftige. Zur Bestimmung der Z., d. h. um die Dauer und Folge einzelner Dinge etc. zu unserem Bedürfniß abzumessen, gab uns die Astronomie zuerst die Sternzeit, welche nach den Fixsternen die Zeit des Umschwungs der Erde um ihre Achse berechnet; dann die wahre Sonnenzeit, oder die Z., welche von einer Culmination der Sonne zur andern vergeht, und endlich die falsche oder mittlere Sonnenzeit, die nach einer nur gedachten Sonne jedem Tage gleiche Stundenlänge zutheilt. Weil diese Z. im gewöhnlichen Leben angenommen ist, so heißt sie auch bürgerliche Z. – Die Idee von Zeitaltern, d. h. einzelnen Zeitperioden vom Beginn der Welt an, wurde von fast allen kultivirten Nationen des Alterthums dichterisch und mythologisch aufgefaßt,[479] ihre Dauer etc. aber ganz nach Willkür angenommen. Im goldenen Z. sollten Menschen und Götter, einig neben einander lebend, die Welt zum P0aradies umgeschaffen haben, im silbernen zuerst das Böse eingetreten sein, im ehernen mit dem Guten um die Herrschaft gerungen und im eisernen wirklich gesiegt haben. Die Römer und Griechen setzten das Ende des letztern vor die historische Zeit. Noch jetzt spricht man von einem heroischenmythischen, patriarchalischen Z. und bezeichnet das unserige als das materielle.– Die Zeitrechnung oder Chronologie theilt sich in die astronomische, deren Bestimmung ist, die Gesetze oder Dauer der natürlichen Zeittheile nach den beobachteten Umläufen der Gestirne festzusetzen, und in die historische, welche die bürgerlichen Eintheilungen der Zeit, die geschichtlichen Zeitabtheilungen der Völker etc. behandelt.