[78] Assimilation: Verähnlichung, Umwandlung eines Stoffes (physiologische Assimilation), eines Objects (logische Assimilation), eines Bewußtseinsinhaltes (psychologische Assimilation). Durch die Assimilation machen wir uns etwas zu eigen, wandeln wir es in einen Bestandteil unseres Ichs um. Die Scholastiker führen die Erkenntnis (s. d.) auf eine Assimilation zurück. Schon DAVID VON DINANT bemerkt: »Nihil intelligit intellectus nisi per assimilationem ad ipsum« (HAURÉAU II, 1, p. 79). CAMPANELLA erklärt, das Wahrnehmen (sentire) erfolge »per assimilationem sentientis cum sensibili« (Un. phil. I, 5, 2). – Einen neuen Begriff der Assimilation begründet WUNDT. Er nennt Assimilationen »diejenigen simultanen Associationen..., die in der Veränderung gegebener psychischer Gebilde durch die Einwirkung von Elementen anderer Gebilde entstehen« (Gr. d. Psych. 5, S. 270). Die Assimilation besteht in der Association zwischen den Elementen gleichartiger psychischer Gebilde, wobei durch eine neu in das Bewußtsein tretende Vorstellung ältere Vorstellungselemente mit neuen verschmelzen; die älteren Eindrücke heißen die assimilierenden die neuen die assimilierten Elemente (Grdz. d. ph. Psych. II4, 438 ff.; Vorles.2, S. 307 ff.; Log. I2, S. 16 ff.). Die entscheidenden Eigenschaften der Assimilation bestehen darin, »daß sie 1) aus einer Summe elementarer Verbindungsvorgänge besteht, d.h. solcher, die sich nicht auf Vorstellungsganze, sondern auf Vorstellungsbestandteile beziehen, und daß bei ihr 2) die sich verbindenden Elemente im Sinne einer wechselseitigen Assimilation verändernd aufeinander einwirken« (Gr. d. Psych.5, S. 280). Die Assimilation ist »eine namentlich bei der Bildung intensiver und räumlicher Vorstellungen fortwährend zu beobachtende und den Proceß der Verschmelzung ergänzende Form der Association«. »Am deutlichsten nachweisbar ist sie dann, wenn einzelne Componenten des Assimilationsproductes durch einen äußeren Sinneseindruck gegeben werden, während andere früher gehabten Vorstellungen angehören. In diesem Falle läßt sich das Stattfinden einer Assimilation eben dadurch constatieren, daß gewisse Bestandteile, die in dem objectiven Eindruck fehlen oder durch andere vertreten sind, nachweisbar aus früheren Vorstellungen stammen« (l.c. S. 274). Assimilationen kommen vor besonders bei Gehörsvorstellungen, intensiven Gefühlen, vorzüglich aber bei den räumlichen Vorstellungen (l.c. S. 274 ff.). Die Assimilation liegt auch dem Erkennungs- und dem Wiedererkennungsvorgang (s. d.) zugrunde. Der Wundtsche Begriff der Assimilation hat Ähnlichkeit mit dem Apperceptionsbegriff (s. d.) bei HERBART. Die Assimilation besteht nach HELLPACH darin, »daß durch einzelne Empfindungen eines neuen Sinneseindrucks[78] gewisse Empfindungen einer früheren Vorstellung geweckt werden, und nun ihrerseits auf die weckenden irgendwie einwirken, sie assimilieren« (Grenzw. d. Psych. S. 4).