[383] Gesinnung: Sinnesweise, Willenshabitus, dauernde Willensrichtung, die Motivation des Handelns in ethischer Hinsieht, die gefühlsbetonten Vorstellungen, aus denen der Wille entspringt. Die Gesinnung ist ein Kriterium des Sittlichen (s. d.). – Den ethischen Wert der guten Gesinnung betonen DEMOKRIT, PLATO, ARISTOTELES, die Stoiker, die christliche, die scholastische Ethik. »Intentio sufficit ad meritum« bemerkt BERNHARD von CLAIRVAUX. Der Mensch heißt gut »ex bona voluntate« (bei ALBERTUS MAGNUS, Sum. th. I, 487, 6). So auch ABAELARD. Ferner LEIBNIZ, KANT, SCHLEIERMACHER, LIPPS, C. STANGE u. a. Nach HEGEL ist die Gesinnung der Individuen »das Wissen der Substanz und der Identität aller ihrer Interessen mit dem Ganzen« (Encykl. § 515). Nach LOTZE sind Gesinnungen »beständige Verfassungen des Gemütes, die daraus hervorgehen, daß auf gewisse Vorstellungsinhalte ein für allemal ein bestimmter Wert gelegt ist; sie sind daher, x. B. Frömmigkeit oder Vaterlandsliebe, nicht selbst einfache bestimmte Gefühle, sondern Ursachen, aus denen nach Lage der Umstände die verschiedenartigsten Gefühle entspringen können« (Gr. d. Psychol. S. 51). Nach KREIBIG ist Gesinnung »die dauernde, feste Willensrichtung, welche durch die individuelle Wertdisposition im ganzen bestimmt wird« (Werttheor. S. 107). Sie ist das letzte und wahre Object des ethischen Wertens (l.c. S. 108).