Ideologie

[494] Ideologie: Ideen-Wissenschaft, Lehre von den Gedanken, Vorstellungen, von den Bewußtseinsinhalten (Psychologie, Erkenntnislehre, Geistesphilosophie). In Frankreich bedeutet (seit CONDILLAC) »Idéologie« »eine Art Philosophie, welche durch eine genaue und systematische Kenntnis der physiologischen und psychischen Organismen und der physischen Welt praktische Regeln für Erziehung, Ethik und Politik festzustellen versucht« (ÜBERWEG-HEINZE, Gr. d. Gesch. d. Philos. IV9, 353). DESTUTT DE TRACY: »L'idéologie est la science des idées« (E1. d'idéol. I, p. 5). FRANCK: »Idéologie est la science des idées considérées en elles-mêmes, c'est-à-dzire comme simples phénomènes de l'esprit humain« (Dictionn. p. 76S). GALUPPI: »L'Ideologia è... la scienza dell'origine e della generazione delle idee« (Elem. di philos. II, 2). Nach K. ROSENKRANZ versteht die »französische Schule« unter Ideologie »die Lehre von dem Gange des subjectiven Erkennens« (Syst. d. Wiss. S. 119). Er selbst bezeichnet so »die Einheit der Metaphysik und Logik«, den »Begriff der Idee als solcher«[494] ib.). – - Im Sinne des »schwärmerischen (politischen) Idealisten« gebraucht das Wort »Ideologe« NAPOLEON. Der Marxismus (s. d.) betrachtet die »ideologischen« (geistigen) Gebilde als bloße Reflexe, Wirkungen wirtschaftlicher Factoren. »Die Ideen sind Producte des gesellschaftlichen Productionsprocesses« (MEHRING, Lessing-Legende l893, S. 451).

Quelle:
Eisler, Rudolf: Wörterbuch der philosophischen Begriffe, Band 1. Berlin 1904, S. 494-495.
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