Intelligible Welt

[524] Intelligible Welt (kosmos noêtos, mundus intelligibilis): die nur durch den Intellect erfaßbare Welt, die geistig-übersinnliche Welt, Idealwelt, Vernunftwelt. PHILO bezeichnet so die Welt der Ideen (De mundi opif. 4). So auch PLOTIN, der ihre Einheit im Geiste (nous) betont. Sie ist die Welt der Urbilder der Dinge, ist voll Leben (Enn. V, 9, 9), raumlos, allgegenwärtig (l.c. V, 9, 13), aber nicht außerhalb des Geistes, sondern in ihm als ein »zweiter Gott« (l.c. V, 2, 3). Die Sinnenwelt ist ein Abglanz der Idealwelt; was in jener vielfältig ist, das ist hier zur Einheit verbunden (l.c. IV, 1). Das Intelligible ist der Geist in Ruhe, Einheit, Beharrlichkeit (hêsychia henotês, stasis, l.c. III, 9, 1). Nach PLUTARCH ist die intelligible Welt die Emanation (s. d.) des hen, der (zweiten) Einheit (s. d.). PROKLUS leitet aus den Henaden (s. d.) die Trias der intelligiblen (noêton), intelligibel-intellectuellen (noêton hama kai noeron) und intellectuellen Welt (noeron) ab (Theol. Plat. III, 24). Das Intelligible (die ousia) gliedert sich in drei Triaden: peras, apeiron mikton (zôê). (In jeder Triade: patêr, dynamis, nous) Das Intelligibel-Intellectuelle gliedert sich gleichfalls triadisch (l.c. IV, 37; In Tim. 94). JOH. SCOTUS ERIUGENA unterscheidet von der vergänglichen Sinneswelt (»mundus sensibilis«) die ewige, unvergängliche intelligible Welt (»mundus intelligibilis«, De divis. nat. V, 18; V, 24). Vgl. Intellectuell, Intelligibel, Welt.

Quelle:
Eisler, Rudolf: Wörterbuch der philosophischen Begriffe, Band 1. Berlin 1904, S. 524.
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