Moment

[683] Moment (momentum, von moveo): 1) = der Moment, Augenblick, Zeitpunkt, 2) das dynamische und das statische Moment (= Product der Kraft in die Entfernung ihrer Richtungslinie vom Drehungspunkt), 3) psychologisch und metaphysisch: Durchgangspunkt, Phase, Bestandteil, Stufe eines Processes; z.B. ist das Gefühl ein Moment der Willenshandlung.

MICRAELIUS erklärt: »Momenta metaphysicis sunt incomplexa principia, nempe essentia et existentia. Nam essentia dicitur momentum primum, existentia momentum secundum. Unde recte dicitur, quod ens ponatur in duobus momentis« (Lex. philos. p. (669). – GALILEI versteht unter »momento« »la propensione di andare al basso«, »la propensione al moto«, die Kraft, mit welcher das Movens bewegt und der bewegte Körper widersteht (Della scienza mecan. Opp. I, p. 555; Discorsi III, 103; Opp. I, p. 191; vgl. NEWTON, Opuscul. I, p. 59 f.). Ein Moment ist nach LOCKE ein Zeitteil, in dem man keine Folge, nur eine Vorstellung bemerkt (Ess. II, ch. 14, § 10). – Nach KANT nennt man »den Grad der Realität als Ursache ein Moment, z.B. das Moment der Schwere, und zwar darum, weil der Grad nur die Größe bezeichnet, deren Apprehension nicht successiv, sondern Augenblick ist« (Krit. d. r. Vern. S. 165). »Alle Veränderung ist... nur durch eine continuierliche Handlung der Causalität möglich, welche, wenn sie gleichförmig ist, ein Moment heißt« (l.c. S. 194 f.). »Die Wirkung einer bewegenden Kraft auf einen Körper in einem Augenblicke ist die Sollicitation desselben, die gewirkte Geschwindigkeit des letzteren durch die Sollicitation, sofern sie in gleichem Verhältnis mit der Zeit wachsen kann, ist das Moment der Acceleration« (Met. Anf. d. Naturwiss. S. 134). – HEGEL bezeichnet jeden Durchgangspunkt, jede Phase, jede Componente des dialektischen (s. d.) Entwicklungsprocesses des Alls als Moment (vgl. Encykl. § 145; Rechtsphilos. S. 66.). – HUSSERL nennt Moment jeden zu einem Ganzen relativ unselbständigen Teil des Ganzen (Log. Unters. II, 260). – Moment des Willens (Willensmoment) ist das herrschende Motiv (s. d.). Man spricht auch vom »dramatischen Moment«.

Quelle:
Eisler, Rudolf: Wörterbuch der philosophischen Begriffe, Band 1. Berlin 1904, S. 683.
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