Potenzen

[130] Potenzen nennt SCHELLING die bestimmten Verhältnisse des Objectiven und Subjectiven, Realen und Idealen, in welchen das Absolute (s. Gott) in der Natur und im Geiste auftritt. »Jede bestimmte Potenz bezeichnet eine bestimmte quantitative Differenz der Subjectivität und Objectivität« (WW. I 4, 134). »Die absolute Identität ist nur unter der Form aller Potenzen« (l. c. S. 135. vgl. WW. I 6, 210 ff.). »Deswegen, weil Natur und ideelle Welt jede in sich einen Punkt der Absolutheit hat, wo die beiden Entgegengesetzten zusammenfließen, muß auch jede in sich wieder, wenn nämlich jede als die besondere Einheit unterschieden werden soll, die drei Einheiten unterscheidbar enthalten, die wir in dieser Unterscheidbarkeit und Unterordnung unter eine Einheit Potenzen nennen, so daß dieser allgemeine Typus der Erscheinung sich notwendig auch im besondern und als derselbe und gleiche in der realen und idealen Welt wiederholt« (Id. zur Philos. d. Nat. S. 78). Erste (Natur)-Potenz (A) ist die Schwere (Materie), zweite das Licht (A2), dritte der Organismus (A3). – Später setzt Schelling in Gott eine »unmittelbare Potenz« des unbegrenzten Seins, das durch den göttlichen Willen Gesetzte und zu Realisierende (WW. I 10, 277 ff.). »Gott ist wesentlich, seiner Natur nach, der das Unbegrenzte sein Könnende« (l. c. S. 279. vgl. S. 286). ESCHENMAYER erklärt: »Die drei Potenzen der geistigen Seite sind: Denken, Fühlen und Wollen, für die Lebensseite: Reproduction, Irritabilität und Sensibilität, für die Naturseite: Schwere, Wärme und Licht« (Gr. d. Naturphilos. S. 5). Nach HEGEL ist eine Stufe des Naturprocesses »die Macht der andern, und das ist gegenseitig. hierin liegt der wahre Sinn der Potenzen« (Naturphilos. S. 43). – Nach G. SPICKER ist die Potenz in Gott »gleichsam latente, ungeäußerte Kraft, wie sie vorausgesetzt werden muß, ehe sie creativ wurde« (Vers. eines neuen Gottesbegr. S. 162).

Quelle:
Eisler, Rudolf: Wörterbuch der philosophischen Begriffe, Band 2. Berlin 1904, S. 130.
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