Begharden, Beginen

[54] Begharden, Beginen; mhd. bêgehart, bêghart, begîne, auch beguine, begwine, begein. Seit dem 12. Jahrh. bildeten sich in den Niederlanden Frauengesellschaften, um in gemeinsamer Wohnung, nach einfacher Regel, aber ohne Gelübde, ein frommes Leben zu führen. Die männerverzehrenden Kreuzzüge und die beginnende Vorliebe für beschauliches Leben wirkten dazu. Der Ursprung des Namens, lat. beghinae, beguttae, ist ungewiss; vgl. die Wörterbücher von Grimm und Schmeller. Die Beginenhöfe, auch Klöster genannt, waren anfangs ausserhalb der Städte angelegt, erst später findet man sie auch innerhalb der Mauern; sie heissen auch samlungen, samnungen und einigungen; die dazu gehörigen Frauen behielten einzeln die Verfügung über ihr Vermögen, standen unter einer Vorsteherin (Mutter), lebten einfach, die Unbemittelten von ihrer Hände Arbeit; später erhielten sie eigene Kapellen und Kirchen. Seit dem 13. Jahrh. findet man, obgleich in geringerer Anzahl, auch Männervereine derselben Art, begharden. Um mehr Schutz zu finden, traten diese freien Gesellschaften später meist dem dritten Orden der Franziskaner oder der Dominikaner bei, daher der Name Feldnonnen, und ergaben sich nun auch dem Bettel, verbanden sich etwa auch mit Sektierern, so dass der Name begharde zum Ketzernamen wurde. Für beghard kam seit dem 14. Jahrh. auch der Name Lolhard auf. Schmidt in Herzogs Realencyklopädie. Kriegk, Deutsches Bürgertum, I, 97 ff,

Quelle:
Götzinger, E.: Reallexicon der Deutschen Altertümer. Leipzig 1885., S. 54.
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