Sporen

[929] Sporen. Ein ritterliches notwendiges und allgemeines Rüststück scheinen die Sporen (althd. sporo, sporôn; angels. spora, spura; nord. spori; franz. éperon; engl, spur) erst im 12. Jahrhundert geworden zu sein, obschon sie sich in Liedern, Bildern und Wappen viel weiter hinauf nachweisen lassen und solche aus den ältesten fränkischen und burgundischen Gräbern Deutschlands und der Schweiz ausgegraben werden. Der Ritter trug einen Sporn und zwar am linken Fusse, wohl um dem Ross den Druck nach rechts zur bewaffneten Hand des Gegners zu geben. Die Bilder zum Rolandslied zeigen doppeltgespornte Ritter, viele Reitersiegel einfachgespornte und die mehrfach genannten Teppiche von Bayeux lassen die Mehrzähl der Ritter ohne Sporen auftreten. Wo aber solche vorkommen, da sind es einfache, wenig aus dem Bügel hervorragende Stacheln von nicht sehr starkem Eisen. Diese Stachelsporen dauern fort bis ins 15. Jahrhundert, wenn auch mehr ausnahmsweise, denn die Rädersporen hatten sie aus dem allgemeinen Gebrauch verdrängt. Diese wurden mit zierlichen Borten über den Eisenschuh geschnallt oder gebunden und waren, zumal wenn das Pferd in einen Eisenpanzer gehüllt war, von beträchtlicher Länge (bis ein Fuss). Zur Zeit der Plattenrüstung wurde der Sporn unter den Fussschienen getragen und ragte aus einer Spalte hervor.

In der Blütezeit des Rittertums hatten die Sporen wie der Handschuh auch ihre symbolische Bedeutung. Der Überwundene gab dem Sieger nebst seinem rechten Handschuh auch den rechten Sporn, zur Versicherung, dass er die versprochenen Bedingungen erfüllen wolle. Pontus Heuter erzählt, dass noch im Jahr 1382 in der Oberkirche zu Cortrycht 500 Paar goldene Sporen gelegen hätten, die man 1302 den Franzosen bei Gröningen abgenommen. Knappen trugen höchstens silberne Sporen; die goldenen zeichneten den Ritter aus. Sie wurden ihm bei Erteilung der Ritterwürde von einem andern Ritter oder von einer Dame umgebunden, zuerst der linke, dann der rechte. Die Dame erteilte ihm dabei die Ermahnung, dass die Sporen ihm nicht bloss dazu dienen sollten, das Pferd anzutreiben, sondern sie sollen ihn hauptsächlich erinnern, dass Tapferkeit und Ehre der einzige Sporn zu edlen Thaten für ihn sein sollen. San-Marte, Waffenkunde.

Quelle:
Götzinger, E.: Reallexicon der Deutschen Altertümer. Leipzig 1885., S. 929.
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