[715] S. Cyvranus (Subranus), (9. Dec. al. 25. Juni), ein Abt in Frankreich. S. S. Cyprianus17.
1 Der Verfasser der »Attribute der Heiligen« (Hannover 1843) glaubt, dieses Patronat der Heiligen komme vou dem mißverstandenen Ausdrucke »organa« her, indem es in den Acten heiße: cantantibus organis, illa in corde suo soli Domino decantabat. Allein es ist dagegen zu bemerken, daß in den Acten, wie Surius sie mittheilt. dieser Ausdruck gar nicht vorkommt, und daß daselbst die ganze Stelle eigentlich so heißt. Cum esset symphonia instrumentorum, illa in corde suo soli Deo psallebat. Demnach kann dieses Patronat nicht von dem Mißverstehen jenes Ausdruckes herkommen. Wenn wir der Legende glauben dürfen, war die Heilige musikalisch gebildet, und vernahm öfter die Gesänge der Engel und Heiligen, die sich mit den ihrigen vermischten. Dieses ist nun der Grund, warum sie von den Malern mit musikalischen Instrumenten dargestellt und zur »Patronin der Musik« gemacht wird. Jene Worte aus den Acten gehen auf ihren Hochzeitstag und besagen, daß sie, auf die Feierklänge der hochzeitlichen Musik nicht achtend, in ihrem Herzen zu Gott allein flehte und seufzte, er möchte sich ihrer annehmen. Von eigentlichen Orgeln, wie wir sie haben, kann ohnehin keine Rede seyn, da diese erst im 4. Jahrh. erfunden wurden.
2 Nach Surius, und beziehungsweise auch nach dem röm. Brevier, wurde sie verurtheilt, in der Hitze eines Bades verbrannt zu werden (balnei flamma torreri), ging aber unversehrt, und ohne den mindesten Schweißtropfen vergossen zu haben, daraus hervor.
3 In Heim's Predigtmagazin (Baud XX. und XXI. 1850–51) finden sich Beiträge zur Geschichte der christlichen Kanzelberedsamkeit in der abendländischen Kirche, in welchen Beiträgen zunächst die Predigtweise des hl. Cäsarius von Arles gewürdigt und in das entsprechende Licht gesetzt wird.
4 Gegenwärtig führt dieses Cömeterium den Namen »Katakombe des hl. Sebastian«, weil dieser Heilige anfangs darin begraben war und setzt der Titularpatron der am Eingang der Katakombe befindlichen Kirche (einer der 7 Hauptkirchen Rom's) ist. Der Schreiber dieser Zeilen wird nie die freudige Rührung vergessen, mit welcher er im Jahre 1845 nach vorgängigem Besuche der Katakomben hier auf dem Grabe des hl. Sebastian die heil. Messe gelesen etc. Nach einer in der Kirche sich sindenden Aufschrift sind in diesen Katakomben allein 174,000 hhl. Blutzeugen begraben worden. (Vgl. Butler XIV. 641.)
5 Es ist daher unrichtig, wenn man Camillus de Lellis setzt – anstatt de Lelliis, weil die Familie nicht Lellorum, sondern Lelliorum heißt.
6 So hat das römische Brevier, während Butler (IX. 322) angibt, er sei zuerst in das Noviziat der Capuciner, und dann in jenes der Franciscaner eingetreten.
7 Nicht zu verwechseln mit dem ehrw. Karlmann, seinem Onkel, von welchem im vorhergehenden Artikel die Rede ist.
8 In der von ihm gegründeten Akademie hatte er den Namen David.
9 Eginhards Worte lauten: Non solum, quæ petebantur, permisit (Rex Aaron), sed etiam sacrum illum et salutarem locum, ut illius (scil. Caroli) potestati adscriberetur, concessit.
10 Nahe bei der Stadt Arona auf einer Anhöhe am See zeigt man in einem Hause das Zimmer, wo er geb oren wurde. Daneben steht die im Jahre 1697 von seiner Familie und den Bewohnern der Umgegend aus Dankbarkeit errichtete eherne Bildsäule des Heiligen, welche 66 Fuß hoch ist und auf einem 46 Fuß hoben Piedestal von Granit ruht. Im Innern derselben ist eine Treppe. auf welcher man in den Kopf gelangt, der so groß ist, daß 4–6 Personen an einem Tische in demselben sitzen können, wie der Schreiber dieser Zeilen im Jahre 1834 selbst gesehen hat.
11 Cf. Calmetin Matth. – Dr. Sepp hält die von Keppler berechnete, zur Zeit Christi eingetreten seyn sollende Constellation der Planeten Jupiter, Saturn und Mars im Zeichen des Fisches (ἴχϑυς) für den »Stern des Messias«; aber es ist nicht bewiesen, daß jene Constellation wirklich der »Stern der Weisen« gewesen; namentlich ist die »Stern ging vor ihnen her.« Andere halten den Stern für einen Kometen.
12 Es wäre möglich, daß die Erscheinung des Sternes nicht am Tage der Geburt Christi stattgefunden hätte, sondern am 25. März, als dem Tage, wo nach der Verkündigung des Erzengels Gabriel »das Wort Fleisch geworden ist«. Dann hätten die Magier mehr als neun Monate Zeit gehabt, um sich zu der beschwerlichen Reise zu rüsten und dieselbe zu vollenden. Dieses dürfte um so wahrscheinlicher seyn, als dann auch leichter zu erklären ist, warum Herodes, der sich genau um die Zeit der Ersch einung des Sternes erkundigt hat, die, »Knaben von zwei Jahren und darunter« tödten ließ, während sonst, wenn der Stern erst vor 13, Tagen erschienen wäre, doch wohl ein Jahr hätte genügen müssen, um den grausamen mißtrauischen alten Herodes vollständig zu befriedigen.
13 Die Namen Caspar, Melchior und Balthasar finden sich zuerst beim hl. Beda. Andere nennen sie Magolach, Galgalath, Saracin; noch Andere: Ator, Sator, Perator. Nach den Betrachtungen der frommen Anna Katharina Emmerich heißen sie Mensor, Seir oder Sair, Theokeno. (Vgl. »Leben der hl. Jungfrau Maria« von Cl. Brentano. S. 282 ff.)
14 Es heißt daselbst: Ipsoque in sepulchro, humationis tempore, pluribus aspicientibus, primum secundo dextrum locum, duos medium tertio veneranter cessisse.
15 Eine alte Sage erzählt ihre Bekehrung zum Christenthume in folgender Weise: Es kamen zu ihr viele Freier; da sie aber stolz war, wies sie Alle zurück mit den Worten: »Wer mich will, muß reicher, weiser und mächtiger seyn als ich.« Endlich kam eine Frau und sagte ihr, sie wisse Einen, der alle diese Eigenschaften habe. Da Katharina diesen zu sehen wünschte, führte die Frau sie zu einem Priester, der sie im Christenthume unterrichtete. Nachdem sie nun in Jesus einen Bräutigam kennen gelernt hatte, der sie an Reichthum, Weisheit und Macht etc. weit übertraf, so schenkte sie Ihm in christlicher Demuth ihr Herz, und Jesus dagegen gab ihr den Verlobungsring. – Nach Menzel soll ihr einmal die hl. Jungfrau mit dem Kinde in wunderbarer Schönheit erschienen seyn, sich aber von ihr wegen ihrer (heidnischen) Häßlichkeit abgewandt haben, worauf dann ihre Bekehrung erfolgt sei.
16 In damaliger Zeit war es sehr gewöhnlich, daß neben den Frauenklöstern auch ein Convent von Männern sich befand, welche die geistliche Pflege hatten, aber unter der Oberleitung der Abtissin standen, in Erinnerung daran, daß nach der Himmelfahrt des Herrn Maria das Haupt der Apostel etc. gewesen. Vgl. S. Birgitta1 (S. 483).
17 So heißt sein Oheim (patruus) im Proprium von Polen und von Breslau; bei Butler und Anderen aber wird er Konski genannt und als Kanzler von Polen bezeichnet.
18 Chlodwig (Clodwig) und Ludwig sind zwar ganz dieselben Namen; doch werden die drei fränkischen Könige des ersten Stammes, welche Chlodwig (frz. Clovis) hießen, nicht unter die Ludwige gezählt. Der erste dieses Namens ist Ludwig der Fromme (frz. Louis le Debonnaire), Sohn Karls des Großen, geboren im J. 778, gestorben am 20. Juni 840.
19 Vgl. die Note auf der vorhergehenden Seite.
20 In den ersten Zeiten des Christenthums wurde selbst Christus der Herr von Nichtchristen aus Unwissenheit oder Ironie häufig Chrestus d.i. der Unschuldige etc. genannt oder auch Christus (η wie ι ausgesprochen) in dieser Bedeutung genommen. Vgl. aber unten die Note zu S. Christiana1.
21 Nach Apostelgesch. 11,26 wurden die Jünger Jesu in Antiochia zuerst Christen (Christianer) genannt, und zwar von den (heidnischen) Römern, wie die lateinische Endung (Christiani) zeigt. Der Jünger waren nämlich so viele geworden und sie hielten sich so zusammen, daß sie ihnen eine bleibende Secte zu bilden schienen, und da die Römer die Anhänger jeder Secte nach den Stiftern benannten, so bezeichneten sie auch die Christgläubigen mit dem Namen Christen (Christiani) nach Christus (von χρίω, hebr. maschach = salben; Χριστός hebr. Maschiach = Messias = der Gesalbte). Dieß geschah im Jahre 41 oder 42 n. Chr. Die Jünger selbst nahmen diese Benennung erst viel später an; doch erhielten schon früher Einzelne den Namen Christianus, Ch ristiana, oder Chris tinus, Christina etc., woraus dann später ein sehr gewöhnlicher Taufname wurde.
22 Wahrscheinlich wurde er deßwegen ein Chananäer genannt, weil aus Kanaan die Enakim (Riesen) stammten. Die Reliquien, welche man von ihm zeigt, sollen auch eine ungeheure Größe errathen lassen.
23 Nach Andern hieß er früher Offerrus oder Offerus (vom Lat. offero = darbringen etc.), that Kriegsdienste, führte zuletzt ein Einsiedlerleben und erhielt bei der Taufe durch das Christkind den Namen Christoffero = der Christo sich Opfernde.
24 Nach den meisten Etymologisten leitet sich dieses Wort von Allerlei-Mann her; denn zu Allemannien gehörte ganz Schwaben und ein großer Theil der Schweiz. Nach Andern ist Alemannen ein ehrender Name und bedeutet »Ganzmänner« etc.
25 Mit vielem Glücke vertheidigt der Boll. Henschenius im Leben des hl. Vedastus (6. Febr.) die Meinung, Chlodwig habe die Allemannen unfern Straßburg geschlagen. (Vgl. Acta Sanct. Febr. Tom. I.)
26 Diesen Titel hatten die Perser, weil sie nach einer alten Sage von Perseus abstammten, welchen nach der griechischen Mythologie Danae von Zeus in der Gestalt eines goldenen Regens empfangen hatte.
27 Papst Urban IV. (1261–1264) gestattete in der Folge mehreren Häusern ihres Ordens, bestimmte Einkünfte zu besitzen. Die Klosterfrauen, welche diese Vergünstigung angenommen, werden Urbanissen genannt, während jene, welche dem den Namen arme Clarissen, oder Damianisti nen (nach ihrem Kloster) erhielten.
28 Eine Abbildung der Leidenswerkzeuge Christi im Herzen der sel. Clara, sowie ihr wahres Bildniß findet sich bei den Bollandisten. Obige Beschreibung derselben ist größtentheils entnommen aus Görres' Mystik II. 463.
29 Dieses Gebet »Gedenke« ..., welches vor ein paar Decennien von Frankreich aus auch in Deutschland sich verbreitete, hat man in neuerer Zeit, wahrscheinlich durch den Namen verführt, dem hl. Kirchenvater Bernhard zugeschrieben. Dieser kann nun nach der oben ganz bestimmt gegebenen Notiz, die wir übrigens schon auch anderswo gelesen haben, wohl nicht als Verfasser dieses Gebetes genannt werden, wenn es auch in seinem Geiste verfaßt ist. Jedoch auch von Vater Claudius Bernard ist es nach obiger Notiz nicht gewiß, ob er es verfaßt, wohl aber, daß er es fleißig benützt und daß es von ihm den Namen habe. Wahrsch einlich ist es dann dadurch, daß es hier eine so auffallende Wirkung hervorbrachte, erst recht bekannt geworden. Papst Pius IX. hat durch Decret vom 11. Dec. 1846 einen Ablaß darauf verliehen.
30 Sollte diese Annahme die richt ige seyn. so müßte der Artikel Anacletus, worin wir dem alten Katalog der Päpste, wie sie die Bollandisten mittheilen, gefolgt sind und wo wir den hl. Anakletus (Cletus) nach dem hl. Clemens, somit in die dritte Stelle der Nachfolger setzten, darnach berichtigt werden.
31 Nach Corneliusa Lapide und Anderen war dieser Joseph eiuer der 72 Jünger des Herrn, genannt Barsabas, mit dem Zunamen »der Gerechte«, welcher nach Apostelgesch. 1,23 mit dem hl. Matthias den Aposteln zur Wahl vorgestellt und später Bischof von Eleutheropolis wurde. Doch da er hier Barsabas d.i. Sohn des Sabas heißt, so ist es zweifelhaft, ob er ein Sohn des Cleophas genannt werden könne.
32 Papst Leo X. vereinigte i. J. 1517 die verschiedenen verbesserten weiblichen Franciscanerorden unter dem allgemeinen Namen Observatinnen, wodurch die Unterscheidung der Colletinerinnen aufgehoben wurde.
33 Der Heiligen mit Namen Colmannus, Colmanus, Colomannus, welche Namen alle identisch sind, gibt es so viele, daß die Bollandisten öfter von ihrer großen Zahl sprechen, und dieselbe bald zu 120, bald zu 130 angeben, die sich alle in den irischen Martyrologien finden. Vgl. Mart. Tom. I. pag. 358; Maji Tom. IV. pag. 135; Junii Tom. II. pag. 25; Oct. Tom. VII. pag. 851 etc.
34 Mehrerau, hart am Bodensee gelegen, auf Lateinisch Augia major oder Brigantina, ist das älteste Kloster in Deutschland. Seine Anfänge datiren sich vom Jahre 610. Es darf nicht verwechselt werden mit Augia dives (Reichenau), auf einer Rheininsel gelegen. Außerdem gab es noch zwei Klöster, die den Namen Augia trugen, nämlich: Meissenau oder Minderau (Augia minor), an dem Flusse Schussen bei Ravensburg, und Weissenau (Augia alba Suevorum), drei Stunden vom Bodensee, an demselben Flusse. Auch Mehrerau fiel als Opfer der im Anfange dieses Jahrhunderts beliebten Kirchenleererei, ist aber jetzt wieder seiner frühern Bestimmung zurückgegeben, indem die aus Wettingen, Kanton Aargau, vertriebenen Cisterzienser mit Bewilligung des Kaisers Franz Joseph von Oesterreich sich daselbst im Jahre 1854 niederließen und das Kloster wieder in Stand setzten.
35 Als die Stadt Vendonissa oder Vendich bei Baden von Childebert II., König der Franken, im Jahre 594 zerstört worden, verlegte man den vom hl. Bertus um das Jahr 490 errichteten Bischofssitz in die Stadt Constanz, so genannt nach dem Kaiser Constantius. Leider ging dieser uralte Bischofssitz in Folge der Auflösung des deutschen Reiches ein.
36 Nach Raderus l. c. gab es mehrere Kirchen, die vom Himmel eingeweiht worden, und unter Andern soll auch der alte Chor der Domkirche in Augsburg eine solche himmlische Consecration erhalten haben. – Das Wunder bezüglich des Fisches, das sich bei Gelegenheit, als der hl. Conrad einmal beim hl. Ulrich auf Besuch in Augsburg war, zugetragen, soll bei diesem erwähnt werden.
37 Damals wurden überhaupt Alle, welche in dieser Weise lebten und dabei keinem Orden angehörten, Pauperes (Arme) oder de vita paupere (vom armen Leben) genannt.
38 In England, wo er bei seinem Vater längere Zeit verweilt hatte, sollen nach Wilfords Zeugniß ihm zu Ehren viele Kirchen und Altäre errichtet worden seyn. Auch in mehreren Kalendern von Sicilien, Calabrien, Böhmen etc. findet sich uach Butler (XI. 228) sein Name.
39 Nach Andern erhielt er die heil. Taufe von Papst Silvester und von jenem Eusebius nur das heil. Chrisma. Jedenfalls lebte dieser Eusebius wenigstens dem äußeren Scheine nach in der Gemeinschaft mit der Kirche, und der Ort, wo der Kaiser die Taufe empfing, lag in seiner Diöcese (Butler VI. 55).
40 Nach dem Sulzbacher Kalender vom Jahre 1852 vom Altd. korwin = Sorgenüberwinder, Kummerbeherrscher, wenn es nicht von korb = das Gefäß etc. herkommt. In der altbayerischen Volkssprache ruft man solche, die diesen Namen tragen, mit »Kurberl«.
41 Bei Kaufbeuren, Bisthums Augsburg, etwa 1500 Schritte von jener Stadt gegen Süden entder hhl. Cosmas und Damian, in welcher früher außerordentlich viele Wunder geschahen. die von den Bollandisten angeführt werden. Wenn auch jetzt keine Reliquien der Heiligen mehr daselbst sind, so war es vielleicht doch früher der Fall, ehe das Lutherthum in jener Stadt einriß, und im Schwedenkrieg die erste Kirche zerstört wurde.
42 Die spätern Griechen nehmen drei Paare Heiliger mit Namen Cosmas und Damian an, welche sie alle anargyri nennen, und zwar außer unserm Paare hier noch ein anderes, welches zu Rom gelitten haben soll und das sie am 1. Juli verehren; dann das dritte, welches sie als die Söhne einer gewissen Theodota am 1. Nov. verehren und welche keine Martyrer gewesen seyn beruht auf fabelhaften Nachrichten.
43 Sie hatte zwei Schwestern und einen Bruder Joseph, der noch sehr jung starb. Die sechs Jahre ältere Schwester trat in das Klaster zu Hagenau im Elsaß und hieß Angelina; die jüngere verheirathete sich in Kaufbeuren und hieß Regina Heinritz.
44 In einer dieser Verzückungen sah sie die Werkzeuge, womit der Heiland geschlagen und gegeißelt wurde. Auf Befehl ihrer Vorsteherin mußte sie das Leidenswerkzeug der Ruthe und der Geißel, wie sie in der höhern Beschauung sie gesehen hatte, bildlich darstellen, welche Darstellung noch jetzt im Kloster zu Kaufbeuren gesehen wird in der von ihr bewohnten Zelle, die bis auf diesen Tag genau so belassen wurde, wie sie beim Verscheiden der Ehrwürdigen war. – Unter den Leidenswerkzeugen hatte sie einmal auf einem alten Bilde auch eine sogenannte Feige (geballte Faust) gesehen, welche die Verspottung Christi durch die Juden andeuten sollte, und da sie eine besondere Verehrerin des Leidens Christi war, so ließ sie solche Feigen in Holz etc. nachbilden, die sie dann hke und da austheilte, und zwar – wie die Zeugen ausdrücklich sagen – nur deßwegen, damit die damit Beschenkten bei diesem Anblicke an die Verspottung Christi sich erinnern sollten. Als sie aber dann später erfuhr, daß abergläubische Menschen diesen Feigen andere Zwecke mißbräuchlich unterlegten, theilte sie keine mehr aus, wie denn überhaupt die Aussagen beeidigter Augen- und Ohren-Zeugen auf das Bestimmteste nachweisen, daß sie allem Aberglauben im höchsten Grade abhold war und denselben in keiner Weise unterstützte.
45 Nach Braun: »Lebensgeschichte der Heiligen und Seligen der Diöcese Augsburg« wäre Crescentia auch von der Kaiserin Maria Theresia besucht worden. Allein von dieser Kaiserin haben wir in den Acten nichts finden können, wohl aber wird in der Zeugenabgabe zweimal einer andern Kaiserin Amalia, nämlich der Gemahlin des Kaisers Joseph I., erwähnt, welche an die Ehrwürdige brieflich sich wendete, sie aber nicht besuchte.
46 Brauna. a. O., und nach ihm Andere haben den 9. April, welcher Tag jedoch unrichtig ist, wie auch die von Anderen gebrachte Notiz, daß sie um 12 Uhr Mittags gestorben sei.
47 Schreiber dieser Zeilen erinnert sich noch mit hoher Rührung der großen Wallfahrtszüge, welche in seiner Jugend aus Altbayern durch seinen Vaterort, als den nächsten Weg von Landsberg nach Kaufbeuren, zogen, und kann nicht genug die Andacht rühmen, welche auf diesen beschwerlichen aus weiter Ferne her unternommenen heiligen Reisen zu herrschen pflegte.
48 Letzteres war bei der Johanna della Croce († 1673) wirklich der Fall und auch der Grund, warum der bereits eingeleitete Proceß ihrer Beatification abgebrochen und dann gänzlich aufgehoben wurde. Daß aber alles dieses bei unserer ehrw. Maria Crescentia nicht der Fall war, werden wir gleich sehen. Große Schuld an diesen Gerüchten mögen übrigens auch manche Lebensbeschreibungen gehabt haben, die gleich nach ihrem Tode erschienen sind, namentlich die, welche von ihrer Secretärin M. Anna Nettin herausgegeben wurde, welche Lebensbeschreibungen aber später vom Provincial des Ordens als unächt und voller Irthümer desavouirt werden mußten. Dieselbe Anna Nettin war es auch, die zum Leidwesen und zum höchsten Schmerze der Cres centia Vieles in die Briefe, die sie für sie schrieb, einfließen ließ, was aller Begründung entbehrte. Ueberhaupt ist gar Vieles, was von der Crescentia jetzt noch mündlich erzählt wird, sehr behutsam aufzunehmen. Es rührt größtentheils von diesen apokryphen Lebensbeschreibungen her; deßhalb glaubten wir das Leben der ehrw. Crescentia etwas weitläufiger geben zu müssen, und warnen vor Allem, was nicht mit dieser unserer aus authentischen Quellen geschöpften Derstellung, welche freilich nur die Hauptmmomente ihres Lebens umfaßt, übereinstimmt, wohin z.B. die Sage gehört, als wenn ihr Christus öfter auf einem vor ihrem Fenster stehenden Birnbaume erschienen wäre, worüber wir unter den Zeugen-Aussagen nirgends etwas haben finden können.
49 Bei den spätern Verhandlungen vermißte man diesen Bericht gar sehr, konnte ihn aber nirgends mehr finden. Er kam wahrscheinlich von Rom zurück und ging, weil er vielleicht nicht im Ordinariats-Archiv niedergelegt wurde, sondern in der bischöflichen Residenz blieb, nach dem Tode des Bischofs Joseph verloren. Nur ein ganz kleiner aber entstellter Theil wurde am Ende noch, wie es scheint, in einer Abschrift, gefunden.
50 Cf. Bullarium Benedicti XIV. Tom. I. pag. 560 sqq. Nr. 141. Ein sehr gelehrtes und interessantes Schreiben des Papstes, besonders deßwegen, weil es sich in einläßiger Weise über die bildliche Darstellung der heiligsten Dreifaltigkeit überhaupt und insbesondere über die des heil. Geistes verbreitet. In demselben stellt Benedict XI V. als Grundsatz auf, die heil. Dreifaltigkeit überhaupt und jede der göttlichen Personen im Einzelnen dürfe nur in der Gestalt dargestellt werden, in welcher sie nach dem Worte Gottes den Menschen erschienen sei. Da es wohl einige Väter gebe, welche in den drei dem Abraham erscheinenden Engeln die heil. Dreifaltigkeit erblicken, so könnte wohl der heil. Geist in Gesellschaft der übrigen zwei göttlichen Personen in ganz gleicher menschlicher Gestalt dargestellt werden, aber unter dieser Gestalt niemals allein. Namentlich wurden von ihm jene Bilder verpönt, welche die heiligste Dreieinigkeit in Einem Kopfe mit drei gleichen Gesichtern darstellen.
51 Nämlich 1) Abt Joseph Maria von St. Ulrich und Afra in Augsburg, 2) Abt Honorat von Ottobeuren, 3) Abt Michael von Thierhaupten, 4) Abt Aemilian von Füssen, 5) Abt Joseph von Wessobrunn und 6) Abt Honorat von Irsee (nicht Ursberg). Hierauf hat es Bezug, wenn es im päpstlichen Decret vom 2. Aug. 1801 heißt: Id hodie jucund um est adnotasse, quod inter delegatos Jud ices assiderunt, non obvio quidem exemplo, quatuor Abbates ex Ordine S. Benedicti, acsi portenderetur inchoatum eorum opus a Summo Ecclesiae Hierarcha i nclyti ejusdem Ordinis Alumno absolvendum fore. Warum hier nur von vier Aebten die Rede ist, dürfte darin seine Erklärung finden, daß der judex delegatus, Weihbischof Ungelter, die Aufgabe hatte, sechs judices condelegatos aus den Benedictineräbten zu wählen, deren nebst ihm wenigstens zwei, und bei seiner etwaigen Verhinderung vier bei jeder Verhandlung gegenwärtig seyn mußten. Wahrscheinlich war der Weihbischof Ungelter bei seinen Geschäften als Generalvikar sehr oft gehindert, an den Sitzungen Theil zu nehmen, weßhalb vier der genannten Aebte die Verhandlungen geführt und zu Ende gebracht haben mochten.
52 Des höhern Interesses wegen sei hier noch angemerkt, daß der Subpromotor Gardellini ohne Anstand geltend machte, auch im Fall der heil. Geist der Crescentia in Gestalt eines Jünglings erschienen wäre, so würde dieß in vorliegender Sache nichts verschlagen, weil, wenn im Schreiben Benedict XIV. an den Bischof Joseph die bildliche Darstellung des heil. Geistes in Gestalt eines Jünglings separat von den übrigen zwei göttlichen Personen als unkirchlich erklärt werde, dabei noch nicht ausgesprochen sek, daß es mit dem Erscheinendesheil. Geistes in dieser Gestalt die gleiche Bewandtniß habe.
53 Bei Gelegenheit dieses Heiligen macht Weißbacher in seiner Legende »heiliger Petriner«, d.h. der hhl. Bischöfe, Priester, Diakone und andrer Kleriker aus der Weltgeistlichkeit, die Anmerkung, daß Judas am 23. März den Herrn und Meister um dreißig Silberlinge verrathen habe.
54 Die Namen Crispina, Crispinus, Crispinianus, Crispion, Crispolus, Crispus kommen alle von dem Lat. crispare = kr äuseln her, und bedeuten: der oder die Kraushaarige, der Krauskopf, Lockige etc.
55 Daß sie mit fremdem Leder den Armen Schuhe machten, ist nicht richtig, und ohne Grund zum Sprichwort geworden. Wie uns bedünkt, dürfte dieses Sprichwort am Ende von ihrem Martyrium herkommen, wornach aus ihrer eigenen Haut Striemen geschnitten wurden.
56 Später errichteten auch die Schneider eine ähnliche Genossenschaft (Frères Tailleurs), welche und Italien sich verbreitete (vgl. Butler XV. 502). Wer denkt hier nicht an die in unseren Tagen entstandenen und so viel Gutes wirkenden »Gesellen-Vereine«?
57 Die Neo-Bollandisten führen am angegebenen Orte eine Stelle aus Colganus an, aus welcher hervorgeht, daß sich in den irischen Menologien bei acht hhl. Cronanus und achtzehn hhl. Mochnanus (die alle dasselbe bedeuten, was Cronanus) befinden; namentlich werden in dieser Stelle aufgeführt: S. Mochua oder Cronanus, Abt von Bulla (30. März), S. Cronanus, Abt von Ferne (22. Juni) und S. Mochua oder Cronanus von Cluain-Dolcain (6. Aug.). Bei einem andern irischen Hagiologen, Keledeius mit Namen, werden mehr als fünfzig Mochuanus (Cronanus) aufgezählt, und wird daselbst gesagt, daß Cron und Cua, Cronan und Cuan, Mochuan dasselbe bedeuten.
58 Bei dieser Gelegenheit wurde es das Erstemal offenbar, daß sie mit ihrem Gemahle in steter Enthaltsamkeit lebe; denn bevor sie den schauerlichen Gang antrat, betete sie laut zum Herrn: »Du bist mein Zeuge, o Herr! daß ich weder mit diesem Heinrich, meinem Gemahle, noch mit einem Andern fleischlichen Umgang gepflogen habe.« Sie hörte auch eine Stimme vom Himmel, die ihr zurief: »O reine Jungfrau! die Jungfrau Maria hat dein Gebet erhört«, worauf sie getrost und guten Muthes die Feuerprobe antrat.
59 In ähnlicher Weise legen auch die Irvingianer unserer Tage einen übergroßen Werth auf die Charismata des hl. Geistes, während sie dagegen die von Gott selbst gesetzte und seit 18 Jahrhunderten wunderbar erhaltene Ordnung in Seiner Kirche eigenmächtig verkehren.
60 Nach den interpolirten Acten war ihr Vater ein Götzenpriester und hieß Edusius, der, durch ein Gesicht bekehrt (indem ihm Christus, umgeben von himmlischen Chören, erschien und ihm zurief: »Komme zu mir in's Himmelreich«), nachher seines frommen Eifers wegen zum Priester geweiht wurde und nach anderthalb Jahren im Dienste Jesu Christi starb.
61 Nach jenen Acten soll ihm der Teufel erschienen seyn und gesagt haben, Justina sei eine Christin, und wider Christus vermöge die ganze Hölle bezeichnen, sei ihnen unerträglich.
62 Nach einem alten Hymnus, den Hack in seinem »Christlichen Bilderkreis« S. 283 mittheilt, heißt es von Cyriacus:
Cyriacus die Teufel band,
Maximian ward dieß bekannt;
Wird geschleist durch alle Straßen,
Muß sein Haupt noch drüber lassen.
Bitt zu Gott um unsere Sach',
Nimm das Gift dem Höllendrach.
63 Stredowsky nennt in seiner Sacra Moraviæ historia die hhl. Cyrillus und Methodius Apostel von Mähren, Oberböhmen, Schlesien, Cazarien, Croatien, Circassien, Bulgarien, Bosnien, Rußland, Dalmatien, Panonien, Dacien, Kärnthen, Krain und des größten Theils der slavischen Völker.
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