Fredericus, V. (6)

[313] 6V. Fredericus, Abb. (8. Mai, al. 19. Febr.) Dieser ehrw. Friedrich stammte aus einer altadeligen Familie Schwabens und wurde in seiner Jugend sorgfältig in den Wissenschaften unterrichtet. Dem Zuge der göttlichen Gnade folgend, trat er in das Kloster Meinradszelle (jetzt Mariä-Einsiedeln in der Schweiz), wo er ebenso durch seine Demuth und seinen Gehorsam, als durch seinen Eifer in den Studien vor Vielen sich auszeichnete. In jener Zeit lag das Klostergebäude Hirschau schon seit einem halben Jahrhundert öde und verfallen. Die Grafen von Calw, als Schirmvögte des Klosters, brachten es selbst in diesen traurigen Zustand. Da kam Papst Leo IX. nach Deutschland und verlangte von dem Grafen Adalbert, seinem Verwandten, die Wiederherstellung des Klosters, zu welcher dieser auch unter schweren Eidschwüren sich verband. Indessen wäre sie wahrscheinlich doch unterblieben, wenn nicht Adalbert's fromme Gemahlin Wiltrudis mit unausgesetzten Bitten und Vorstellungen ihren Gemahl dahin gebracht hätte, daß er im J. 1060 den Grund zur neuen Kirche legen und im J. 1066 schon zwölf Mönche von Einsiedeln kommen ließ, an deren Spitze unser ehrw. Friedrich; stand. Am Feste des hl. Thomas wurde dieser vom Bischofe Einhard von Speyer zum Abte geweiht. Durch seinen Eifer und seine weise Leitung blühte die Genossenschaft in allen Tugenden, und Wiltrudis war hocherfreut über die schönen Fortschritte derselben. In Allem ging Friedrich voran, arbeitete gleich dem geringsten Bruder, trug das gleiche Gewand mit den Uebrigen, zog aus Liebe zu den Armen öfters das eigene Kleid aus, oder beraubte sich der Speisen, wachte und fastete eifrig, liebte die Einsamkeit und das Lesen der heil. Schriften etc. Zu seiner Vervollkommnung ließ Gott harte Prüfungen über ihn kommen. Einige Mönche verleumdeten ihn bei dem Grafen Adalbert als einen Mann, der nur in seiner Zelle säße, gleichgiltig gegen die Angelegenheiten des Klosters, und, da diese Klagen keinen Erfolg hatten, als einen der Unzucht schuldigen Heuchler. Adalbert, der ihm nie hold war, weil Friedrich gleich bei der Uebernahme des Klosters in Gegenwart des Bischofes von Speyer gegen jede Einmischung in die klösterlichen Angelegenheiten von Seite des Grafen Verwahrung eingelegt hatte, sprach sogleich das Urtheil der Entsetzung über ihn aus, worüber der fromme Abt nicht ein Wort der Klage vernehmen ließ. Indeß kam der Hergang dieses ungerechten Verfahrens dem Abte Ulrich von Lorsch zu Ohren. Er kannte den Geist des unter den Mönchen einmal ausgebrochenen Hasses, eilte nach Hirschau und entriß den racheschnaubenden Wölfen das unter ihnen wehrlos seufzende Lamm. Er brachte dann den ehrw. Friedrich nach dem Kloster St. Michael auf dem Ebersberge, wo der Verfolgte in frommen Uebungen am 8. Mai 1070 sein Leben beschloß. Bei der Entkleidung seines Leichnams fand man, daß eine eiserne Kette um seinen [313] Leib ihm tiefe Wunden verursacht hatte. Er ward in der Kirche St. Michael beigesetzt, und sein Andenken in den Klöstern des Benedictiner-Ordens immer am 19. Febr. (obwohl nicht festlich) begangen. Bei Sintzel ist er auf den 5. März gesetzt. Bei Migne wird er »selig« genannt. (But. XIX. 485. Lech.)


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 2. Augsburg 1861, S. 313-314.
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