[193] 36Johanna Scholastica von der heil. Dreifaltigkeit, (18. Febr.), wurde im Alter von 14 Jahren von ihrer Mutter zu den Ursulinerinnen nach Dijon gebracht. In diesem Institute war ihr anfänglich so Manches zuwider, so daß sie nur ungern daselbst bleiben wollte; ja, als einmal ein naher Verwandter sie dort besuchte und ihr freistellte, mit ihm fortzugehen, – nur sollte sie sich eine Stunde noch besinnen und ihre Meinung an seine Frau schriftlich ihm aufsetzen, – war sie über diese günstige Aussicht, von Dijon wegzukommen, höchlich erfreut. Aber sonderbarer Weise wurde sie plötzlich ganz andern Sinnes und schrieb das gerade Gegentheil. Auch konnte sie auf keine Weise weder jetzt noch nachher vermocht werden, aus diesem Hause fortzugehen. Nach abgelegten drei Gelübden wurde sie nach wenigen Jahren, obwohl sie erst 23 Jahre alt war, daselbst Oberin, in welcher Eigenschaft sie besonders durch die Weisheit ihrer Rede und Maaßnahmen sich auszeichnete. In diesem Amte widmete sie ihren geistlichen Töchtern namentlich auch bei einer ansteckenden Krankheit eine eben so umsichtige als liebevolle Sorgfalt. Sie hatte manche Prüfungen bezüglich ihrer leiblichen Gesundheit auszustehen. So verlor sie für immer das Gehör, hatte auch ein sehr schwaches Gesicht und war überhaupt von vielen körperlichen Schwachheiten heimgesucht. Da durch ließ sie sich jedoch nicht dazu bringen, die Abtödtung in irgend einem Punkte zu verabsäumen, wohl aber ihr Amt als Oberin niederzulegen, wogegen sie dann als Schaffnerin noch 20 Jahre lang viel Gutes wirkte. Wenn man ihr sagte, bei ihrer Kränklichkeit sei sie zu den von der Regel aufgelegten Mortificationen nicht verbunden, gab sie zur Antwort: »Wir müssen Buße thun, so lange wir leben«. Endlich starb sie gottselig am 18. Febr. 1680. (Tagb. I. 140.)