[224] 1S. Scholastica V. Abbat. (10. al. 6. Febr., 11. Juli, 4. Nov., 4. Dec.) Die heil. Jungfrau und Abtissin Scholastica ist die berühmte Schwester des hl. Ordensstifters Benedictus, welcher ihre abgeschiedene Seele, einer Taube ähnlich, zum Himmel empor fliegen sah. Der heilige Gregorius gibt uns über sie nähere Nach richt. Alle Spätern haben aus ihm geschöpft. Sie theilte mit ihrem hl. Bruder die gleichen Eltern, Eutropius und Abundantia, und den gleichen Geburtsort, Nurcia. Lechner sagt von ihr mit vollem Rechte: »So wenig man von ihrem Leben weiß, so zeigt doch dieses Wenige deutlich genug, daßß sie eine überaus hohe Stufe der Heiligkeit erreicht hatte.« Ihr Wohnort muß sich in der Nähe von Monte Casino befunden haben, denn die Erzählung des hl. Gregorius scheint dieses vorauszusetzen. Die Tradition weist nach Subiaco (Sublacus), wo noch ein Kloster mit dem Namen der Heiligen steht, während Andere Plombariola nennen. Die frühere Kirche war im Jahre 975 von Benedict VII. erbaut worden. Die Heilige hatte sich von Kindheit an Gott geweiht. Nur einmal im Jahre besuchte sie ihren Bruder, der zu diesem Zwecke sein Kloster verließ. Bei einem solchen Besuche geschah es, daß die hl. Scholastica, wahrscheinlich im Vorgefühle ihres nahen Hinscheidens, an den Bruder die Bitte stellte, die Nacht über bei ihr zu bleiben, um sie mit den Freuden des Himmels zu trösten. Als er sie nicht erhören wollte, rief sie zu Gott und dieser erhörte sie, indem er plötzlich ein solches Ungewitter entstehen ließ, daß der hl. Benedictus nothgedrungen bei seiner Schwester ausharren mußte. Am andern Tage kehrte sie heim, am dritten starb sie. Die Boll. setzen ihren Tod beiläufig in das J. 542. Sie wurde nach Monte Casino gebracht und dort begraben. Die Beisetzung der Heiligen nennt das Aachener Martyrol. zum 6. Febr. (I. 765.) Die übrigen oben angezeigten Tage bezeichnen Uebertragungsfeierlichkeiten. Die Heilige ist Stifterin und Patronin des Frauenordens der Benedictinerinnen. Abbildungen zeigen sie im letzten Gespräche mit ihrem hl. Bruder, oder sterbend, wobei ihre Seele in Gestalt einer Taube in den Himmel emporschwebt. Nach Angabe französischer Schriftsteller wurden ihre Reliquien mit denen des heil. Benedictus im 7. Jahrh. in die Stiftskirche von St. Beter in Le Mans gebracht, wo sie in einem silbernen Reliquienkasten verschlossen waren. Diese Kirche existirt nicht mehr, die Reliquien aber wurden gerettet und ruhen dermalen in der St. Benedictpfarrkirche. Das Proprium von Le Mans feiert den 11. Juli als Tag der Uebertragung. Im J. 1870 kam ein beträchtlicher Theil der hl. Reliquien in die Abtei von Solesmes. Nach Untersuchungen, die in den Jahren 1486 und 1545 angestellt wurden, solle sich ein Theil der Reliquien der beiden heil. Geschwisterte noch auf Monte Cassino befinden. (II. 392–412.)