Attila [1]

[318] Attila (im deutschen Heldenliede Etzel) gelangte 434 n. Chr. durch die Ermordung seines Bruders Bleda zur Alleinherrschaft über den aus den Steppen Ostasiens nach Europa gewanderten Stamm der Hunnen; zuerst kehrte er seine Macht rückwärts gegen Asien, um Persien zu plündern, wurde aber in den Gebirgen Armeniens zurückgeschlagen. Dann warf er sich auf das byzant. Reich, vernichtete 3 kaiserl. Heere, zerstörte 70 Städte und zwang Kaiser Theodos II. zu schimpflichem Frieden und Tribut. Im J. 450 wandte er sich gegen Westen, führte Vandalen, Ostgothen, Alanen, Gepiden und andere german., zudem unbekannte slavische Stämme mit sich, und drang verheerend über den Rhein; die große Völkerschlacht auf den katalaunischen Feldern (bei Chalons sur Marne 451), von den Römern, den Westgothen, den span. Alanen und andern germanischen Stämmen gegen ihn geschlagen, trieb ihn jedoch über den Rhein zurück und rettete die römisch-christliche Civilisation. Darauf warf er sich 451 auf das hilflose Italien, zerstörte nach langer Belagerung die Gränzfeste Aquileja, Padua, Mailand u.s.w., und drang verwüstend gegen Mittelitalien vor; aber Papst Leo der Große, der an der Spitze einer Gesandtschaft ihm entgegenzog, wirkte auf den Barbaren dergestalt, daß er wieder umkehrte. Er ging nach Ungarn zurück, wo er zwischen der Theis und der Donau in einem ungeheuern hölzernen Palaste Hof hielt, starb aber 453 in der Brautnacht mit der schönen Ildico an einem Blutsturze oder wurde ermordet. Mit seinem Tode zerfiel das Hunnenreich, indem die Germanen sich von demselben losrissen.

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Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1854, Band 1, S. 318.
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