Augustinerorden

[335] Augustinerorden. Im 12. und 13. Jahrh. bildeten sich in Italien mehrere Eremitengesellschaften oder Congregationen, welche nach keiner bestimmten Regel lebten; die bedeutendsten waren die Johannboniten, die Brittinianer, die toskanischen Eremiten, die Sack- oder Bußbrüder Christi. Die Päpste bemühten sich, diese Congregationen zu vereinigen [335] und ihnen eine bestimmte Regel zu geben, was durch Alexander IV. 1256 endlich zu Stande kam; so bildete sich der Orden der Augustiner-Eremiten, die in Klöstern lebten. Die Superioren der einzelnen Congregationen erwählten ein gemeinschaftliches Oberhaupt, General; sie standen unmittelbar unter dem Papste und hatten einen Cardinal als Beschützer. Die wollene Ordenskleidung ist eine schwarze Kutte mit weiten Aermeln und spitz zulaufender Kaputze; unter der Kutte weißer Rock mit schwarzem Skapulier. Der Orden verbreitete sich sehr, litt aber im Laufe des 15. Jahrh. durch Schlaffheit in der Disciplin und reformirte sich theilweise durch Bildung von besondern Congregationen unter eigenen Generalvikaren; diese Congregationen blieben als regulirte Observanten mit den alten Augustiner Observanten in Verbindung. Die strengste dieser Congrationen war die von dem Portugiesen Thomas a Jesu 1532 gestiftete, welche sich die Augustiner-Barfüßer oder Recollecten nannte. – Zur Zeit seiner Blüthe umfaßte der Orden 42 Provinzen in 2000 Klöstern; jedem Kloster stund ein Prior vor, der Provinz ein Provincial mit Definitoren und Visitatoren als Räthen. Papst Pius V. nahm die Augustiner 1567 unter die Bettelorden als den 4. oder letzten auf. Der Orden hat auch weibliche Klöster, in seiner besten Zeit 300. – Nicht zu verwechseln mit den Augustiner-Eremiten sind die Augustiner-Chorherren, s. Canonici regulares.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1854, Band 1, S. 335-336.
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