Beutelthiere

[520] Beutelthiere (Marsupialia). Diese sonderbaren Säugethiere wurden von den Naturforschern in eine eigene Ordnung zusammengestellt, trotz der Verschiedenheit des Zahnbaues, nach welchem die einen zu den Nagern, die andern zu den Fleisch- u. Insektenfressern gehören würden. Eine Eigenthümlichkeit haben sie nämlich mit einander gemein, den Beutel am Unterleibe der Weibchen, in welchem die Zitzen eingeschlossen sind und die sonderbare Weise der Fortpflanzung. Nicht reif wie andere Thiere, sondern völlig unentwickelt werden die Jungen geboren und gelangen dann auf eine noch unerklärte Weise in jenen Beutel; hier hängen sie sich alsbald an den Zitzen fest, an denen sie fast 2 Monate bleiben. Später, wenn sie mehr ausgebildet sind, verlassen sie bisweilen den Beutel, kehren jedoch bald wieder dahin zurück, bis zuletzt die Mutter denselben ganz verschließt. Zur Unterstützung des Beutels sind 2 ebenfalls nur bei diesen Thieren sich findende Knochen bestimmt, welche vom Becken an beiden Seiten der Tasche aufwärts steigen; diese Knochen haben auch die Männchen. Die Lebensart dieser Thiere ist sehr verschieden; einige leben auf Bäumen, andere beständig auf der Erde und neben solchen die bloß Vegetabilien genießen, gibt es andere mit dem Charakter wahrer Raubthiere. Sie finden sich hauptsächlich in Amerika und Neuholland. Hieher gehören unter andern die Beutelratte (Didelphis), die Phalanger (Phalangista), das Känguruh (Halmaturus), Koalo (Lipurus), Wombat (Phascolomys).

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Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1854, Band 1, S. 520.
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