Beutelthiere

[701] Beutelthiere (Marsupialia), Ordnung der Säugethiere; stehen zwischen Nage- u. reißenden Thieren u. sind jene merkwürdigen Thiere, deren Junge ganz klein u. unausgebildet zur Welt kommen, sich an die Brustwarzen des Weibchens ansaugen u. daran so lange festhängen, bis sie sich ausgebildet haben, aber auch dann noch in einer beutelartigen Hautfalte am Bauche der Mutter, od., wo diese fehlt, auf dem Rücken derselben Schutz suchen, wenn sich Gefahr naht. Man hat diese Thiere[701] bis jetzt nur in Amerika, auf den Molukken u. bes. in Australien, wo fast alle Säugethiere B. sind, gefunden. Ihr wichtigstes Merkmal sind die zwei besonderen, eigenthümlichen, den Schambeinen aufsitzenden Knochen, welche man Beutelknochen (Ossa marsupialia) nennt, obgleich sie nicht zum Stützen des Beutels dienen u. auch da vorhanden sind, wo der Beutel ganz fehlt. Das Gebiß besteht aus 24 bis 52 Zähnen; die Eckzähne fehlen einigen. Die Schlüsselbeine fehlen nur dem Beuteldachse (Perameles). Die Finger der Vorderfüße haben freie seitliche Bewegung, so daß die äußeren den inneren entgegengesetzt werden u. einen Gegenstand umfassen können. Der Schädel ist langgestreckt u. hat nach vorn, wo er sich zuspitzt, einen geringen Abfall. A) Raubbeutelthiere (Marsupialia rapacia), die das Gebiß der Insectenfresser haben; Vorderzähne klein, oben 8–10, unten 6–8, 1 Eckzahn oben u. unten jederseits, u. die Backenzähne sind theils einspitzige Lücken-, theils mehrspitzige Backenzähne. Nur bei einer Gattung (Beutelhund) neigt sich das Gebiß mehr zu den Fleischfressern. Hierher gehören folgende Gattungen: a) Beutelhund (Thylacinus), s.d.: b) Rauhschwanz (Dasyurus), s.d.; c) Beutelbilch (Phascogale), s.d.; d) Spitzbeutler (Myrmecobius), mit oben 8, unten 6 Vorder-, oben überall 3 Lücken- u. 5 Backenzähnen, unten 3 Lücken- u. 6 Backenzähnen, also zusammen mit den Eckzähnen 52; Gestreifte Spitzbeutler (M. fasciatus), 10 Zoll, Schwanz 7 Zoll lang, oben röthlich, unten schwarz; e) Beutelratte (Didelphys), s.d.; f) Wasserbeutelratte (Chironectes), mit oben 10, unten 8 Vorder-, überall 2 Lücken- u. 3 Backenzähnen, u. langen, dünnen, vorn breiten u. abgeplatteten Zehen; Gebänderte Wasserbeutelratte (Ch. variegatus), ohne Schwanz 12–13, Zoll lang, gelblichgrau, mit dunkelbraunen Bindenflecken; in Brasilien. g) Beuteldachs (Perameles), s.d. B) Pflanzenfressende B. (M. phytophaga), mit stärkeren Vorderzähnen, die obern senkrecht, die unteren (immer nur 2) wagerecht vorgestreckt u. länger, Eckzähne fehlend od. meist nur im Oberkiefer u. dann schwach, Backenzähne wie bei Pflanzenfressern, namentlich wie beim Tapir; in Australien u. auf den Molukken. a) Alle Beine im richtigen Verhältniß, fünfzehig, die 2. u. 3. an den Hinterfüßen verwachsen; oben 6, unten 2 Vorder-, schwache Eckzähne im Oberkiefer, selten im Unterkiefer: aa) die Gattung Phalanger (Phalangista), s.d.; bb) Flugbeutler (Petaurus), s.d.; cc) Koalo (Phascolarctos), s.d.; dd) Wombat (Phascolomys), s.d. b) Hinterbeine sehr lang u. kräftig, Vorderbeine kurz, Schwanz kräftig, meist sehr lang; Oberlippe gespalten, Schnurren kurz: aa) die Gattung Potoru (Hypsiprymnus), s.d.; bb) Känguruh (Halmaturus), s.d.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 2. Altenburg 1857, S. 701-702.
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