Bleichsucht

[565] Bleichsucht (Chlorosis) nennt man eine Krankheit des weibl. Geschlechts, deren wesentliche Momente Wässerigkeit des Blutes, somit Armuth desselben an Blutkörperchen und Farbstoff, und Störungen im Geschlechtssysteme sind. Eine ähnliche Blutbeschaffenheit kann sich indeß bei allen Altern und Geschlechtern finden, so nach Blutverlusten, langen Entbehrungen, Luft- und Lichtmangel, sowie bei Kachexien, doch ist immer noch ein Unterschied zwischen diesen Zuständen und der eigentlichen B. Die B. gibt sich zu erkennen durch ungewöhnlich bleiche oft wachsartige Gesichtsfarbe, blasse Lippen und blaue Ringe um die Augen; dabei leicht eintretendes Herzklopfen, besonders nach Anstrengungen, Treppensteigen, allgemeine Müde und Kraftlosigkeit, Frösteln und nervöse Zufälle verschiedener Art, besonders Neigung zu Ohnmachten. In den Halsvenen hört man durch das Stethoskop ein beständig summendes Geräusch, das sogenannte Nonnengeräusch. Neben allen diesen Erscheinungen gehen noch Menstruationsstörungen der verschiedensten Art einher, oder aber es fehlt dieselbe noch ganz. Weiter gediehene B. ist oft sehr langwierig und hartnäckig, und kann selbst in Schwindsucht u. Wassersucht endigen, oder in Herzkrankheiten und Nervenleiden übergehen. Veranlassende Ursachen sind schlechte oder mangelnde Nahrung, verdorbene Luft; vieles Sitzen, dann psychische Einflüsse, Kummer, Gram, naturwidrige Erziehung, die Phantasie verderbende Lektüre. Zur Behandlung der B. gehört vor Allem Vermeidung der genannten Gelegenheitsursachen und Anordnung einer passenden Lebensweise, besonders frühes Aufstehen u. viele Bewegung im Freien, dabei warme Bekleidung, kalte Waschungen und nahrhafte Kost. Innerlich dienen besonders die Eisenmittel.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1854, Band 1, S. 565.
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