Californien

[759] Californien, der Theil von der Westküste Nordamerikas, welcher sich vom 42. Grad nördl. Breite bis Kap St. Lucas erstreckt u. in Ober- oder Neu-C. und in Nieder- oder Alt-C. eingetheilt wird; politisch gehört Neu-C. zu der nordamerikanischen Union, Alt-C. zu Mexiko. Alt-C. bildet eine lange schmale Halbinsel, die sich vom Rio Colorado zwischen dem stillen Ocean u. dem Golf von C. bis Cap St. Lucas südl. erstreckt und zu 1800 QM. berechnet wird; sie ist von steilen, meist nackten Gebirgen durchzogen, dürr, ohne einen beträchtlichen Fluß, mit wenigen fruchtbaren Stellen; Cacteen sind die vorherrschende Vegetation. Die Zahl der E. soll sich auf 18000 belaufen. theils span. Abkunft, theils stumpfsinnige Indianer. Hauptort ist Real Antonio am Südende der Halbinsel. – Neu- oder Ober-C. gränzt nördl. an das Oregongebiet. östl. an das große Felsengebirge, südl. an Unter-C. und Neumexiko und wird zu 21132 engl. QM. berechnet. Das Felsengebirge erreicht im Hood 15480' Höhe und bildet die Wasserscheide zwischen dem Gebiete des Missisippi und des Rio del Norte einerseits, andererseits dem des Rio Colorado. Das westl. Küstengebirge kommt von dem Felsengebirge (Rocky mountains) [759] her; es zieht sich zwischen den Zuflüssen des Oregon und des Rio Colorado hin, umschließt das Tiefland des großen Salzsees und anderer Seen, das Gebiet der ausgewanderten Mormonen, wendet sich dann westl. gegen die Küste und erstreckt sich südl. in die Halbinsel C. Die bedeutendsten Flüsse sind der S. Sacramento, der in die Bai S. Francisco, der Joaquim, der in dieselbe Bai und der S. Buenaventura, der in die Bai von Monterei mündet. Die bedeutende Entwickelung der Gebirge nach Höhe u. Ausbreitung gibt dem Lande reichliche Bewässerung durch Bäche und Flüsse, sowie durch atmosphärischen Niederschlag; dies bewirkt eine kräftige Vegetation und bei einem Klima, das dem Italiens so ziemlich gleich ist, bleibt C. für den Anbau aller Producte der gemäßigten Erdstriche vorzüglich geeignet. Sein mineralischer Reichthum bietet Steinkohlen, Eisen, Salz, Quecksilber. Silber, besonders aber Gold, wodurch es weltgeschichtlich geworden ist. Ein schweizerischer Ansiedler, Capitän Sutter, entdeckte im Febr. 1848 bei der Erweiterung eines Mühlenkanals Goldsand in dem aufgeschwemmten Boden des S. Sacramento und die Nachricht von diesem aufgefundenen Eldorado lockte in kurzer Zeit eine unglaubliche Menge Einwanderer herbei, besonders die unternehmenden, abgehärteten Nordamerikaner. Die Zahl der E. betrug 1848 noch nicht 40000, im folgenden Jahre bereits 110000, 1850 aber 165000, jetzt gewiß 250000; die Goldausfuhr schätzte man 1848 und 49 auf 40 Mill. Dollars, 1851 auf 56867220 Dollars, 1852 auf 62 Mill. Dollars! Seit dem 2. Febr. 1848 ist C., das früher Mexiko gehörte, an die nordamerikan. Union abgetreten, am 7. Sept. 1850 wurde es zu einem eigenen Staat der Union erklärt und es verspricht in ganz kurzer Zeit einer der wichtigsten Staaten der Erde zu werden. Von C. hat Nordamerika eine directe Verbindung mit Ostasien zu Stande gebracht und wie die Bevölkerung in C. wächst u. deren Thätigkeit sich dem entsprechend entwickelt, um so lebhafter wird der Verkehr mit Asien und um so folgenreicher die Einwirkung auf die veralteten Völker Ostasiens. Die Colonisation C.s aber eilt wundervoll sicher vorwärts; die schiffbaren Flüsse sind bereits von Dampfschiffen befahren, die Straßen verlängern sich mit jedem Tage landeinwärts, neben den Goldsuchern wühlen auch die Ackerbauer mit gleich lohnendem Erfolge die Erde um, der Handel nimmt rasch zu und der Gewerbsfleiß treibt seine ersten Knospen. Folgende Orte sind bereits von Bedeutung: S. Francisco, Monterey, S. Barbara, S. Diego, Puebla de S. Jose, Sansalito, Sacramentocity, Suttersville, Stockton und Martinez. Der Mormonenstaat am großen Salzsee od. Utaseh wetteifert mit dem Küstenlande; dort sind Steppen durch Wasserleitungen in üppige Wiesengründe und Ackerfelder verwandelt worden; zahlreiche Dörfer zeugen durch ihre Anlage und ihre Felder für die schöpferische Kraft des angelsächsischen Stammes u. durch ihre Verfassung, eine Art theokratischer Regierung, wie sich bei diesem Stamme religiöse Schwärmerei mit speculativem Unternehmungsgeist, demokratischer Trieb mit der Unterordnung unter Gesetz und Obrigkeit vertragen kann.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1854, Band 1, S. 759-760.
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