Campanella

[771] Campanella, Thomas, geb. 1568 zu Stilo in Calabrien, 15jährig Dominikaner, durch Disputierkunst ausgezeichnet, fühlte sich weder von den Scholastikern noch den Alten befriedigt, gerieth aus der kalten mechanischen Philosophie des Telesius in die Irrgärten des Platonismus und wollte mit einer Selbstüberhebung, wofür schon die Titel seiner Schriften zeugen, eine »philosophia universalis« begründen; doch beschränken sich seine philosophischen Großthaten auf sehr wenig neue Gedanken, Widerlegung vieler ohnehin wankender Schulsätze, endlich auf astrologische und magische Träumereien. C. hatte ein trauriges Schicksal, denn zuerst angeklagt, daß er seine Gelehrsamkeit vom Teufel und später, daß er im Sinne habe, mit Hilfe der Türken Neapel der Krone Spanien zu entreißen, lebte er 1599–1626 im Kerker zu Neapel und wurde auch mit der Folter inquirirt. Papst Urban VIII. befreite ihn, indem er ihn der Inquisition übergab, die ihn freisprach, doch die span. Minister ließen C. abermals einkerkern; 1634 entfloh er mit Hilfe des franz. Gesandten und st. 1639 zu Paris.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1854, Band 1, S. 771.
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