Canisius

[779] Canisius, Peter, geb. 1521 zu Nymwegen aus der Familie de Hondt, studierte zu Köln die Rechte, wurde in Mainz durch le Fevre 1543 Jesuit, damit das erste deutsche Mitglied des 1540 bestätigten Jesuitenordens. Er wirkte dem Umsichgreifen der Reformation in Köln entgegen, bewirkte als Abgesandter der Hochschule, des Domcapitels und Clerus beim Kaiser die Absetzung des abtrünnigen Churfürsten Hermann von Wied, wurde auf das Tridentinerconcil geschickt, legte 1549 die 4 Gelübde in Loyolas Hände ab, wurde Professor der Theologie zu Ingolstadt, bald Rector, als welcher er die öffentlichen Disputierübungen wieder herstellte [779] und 1551 durch Kaiser Ferdinand I., welcher ihm die Abfassung eines den Lutherischen entgegengesetzten Katechismus übertrug, Hofprediger in Wien, Professor. Rector und Reformator der Wiener Universität und nach Nauseäs Tod, als er dessen Würde beharrlich ausschlug, 1554–58 Administrator des Erzbisthums; 1556 durch Loyola erster Provinzial seines Ordens in Deutschland, als welcher er sich durch diplomatische Verhandlungen, Missionspredigten, Bekehrungen (Agrikola. Graf Ulrich v. Helfenstein u. A.) sowie durch Schriften und Gründung von Collegien zu Prag. Augsburg, Dillingen, Ingolstadt. Innsbruck. Freiburg im Uechtland (mittelbar auch zu Freiburg im Breisgau) um die katholische Kirche bis 1586, wo er von Pius VI. der Last seiner Würde entbunden wurde, unsterbliche Verdienste erwarb; st. 1597 als Vorstand des berühmten Collegiums zu Freiburg in der Schweiz, welches 1847 »säcularisirt« wurde, nachdem 1843 der Papst den Gründer selig gesprochen. – Die »Summa doctrinae christianae sive Catechismus major« (Vind. 1554. Antv. 1587 u.s.w.) wurde von Busäus commentiert und 1834 in Augsburg zuletzt herausgegeben, die »institutiones christianae pietatis sive Catechismus parvus« aber seit 1566 bereits in alle lebenden Sprachen übertragen u. unzähligemal aufgelegt. Beide leiteten bis zur Aufhebung des Jesuitenordens den religiösen Volksunterricht u. stehen den besten Katechismen noch immer würdig zur Seite. Die Lebensbeschreibung des C., dessen zahlreiche Briefe noch ungedruckt sind, zuletzt von Schelkle und Egger (Wien 1837. 2 Bde.). – C. Heinrich, Bruder des Vorigen, machte sich als Lehrer des canon. Rechtes in Ingolstadt berühmt und außer diesen nennen Moreri u. A. noch mehrere gleichnamige Verwandte, welche Jesuiten wurden und sich durch Schriften bekannt machten.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1854, Band 1, S. 779-780.
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