Châtel

[70] Châtel (frz. Schatell), Ferd. François, Abbé, geb. 1795, von 1823 bis 1830 Prediger des 2. berittenen Gardegrenadierregiments, stiftete nach der Julirevolution »die französischkatholische Kirche«, eine Gesellschaft von sog. Vernunftgläubigen mit einigen an die Kirche erinnernden Formen, so ziemlich nach Inhalt und Scenerie das gleiche Schauspiel, das 15 Jahre später Ronge mit der »deutschkatholischen Kirche« diesseits des Rheins aufführte. C. fand indessen nur wenigen Anklang; selbst die Sekte der Templer veruneinigte sich bald mit ihm, die ungläubigen Franzosen aber meinten, eine neue Religion zu den bereits vorhandenen sei sehr überflüssig und der Einheit Frankreichs nur schädlich. Die Regierung ließ ihn so lange gewähren, als sie den andern Unruhestiftern keinen Vorwand bieten wollte, Schlagwörter wie Jesuitismus, Unterdrückung der Gewissensfreiheit etc. zum Feldgeschrei zu machen; nachdem sie aber dieser Rücksichten überhoben zu sein glaubte, wurde 1842 verboten, der Sekte Gebäude zu ihrem Cultus einzuräumen und damit hatte die franz.-kath. Kirche eine Ende. C. wurde Epicier (Spezereikrämer) und blieb es nach 1848, da er nach der neuen Revolution noch weniger Anhänger fand als nach der alten vom Juli 1830.

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Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1854, Band 2, S. 70.
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