Chaldäa

[56] Chaldäa, im weiteren Sinn gleichbedeutend mit Babylonien; sodann Landschaft in Armenien am obern Tigris, ebenso wird später eine Landschaft am mittleren Euphrat, endlich am untern Euphrat, östl. von demselben bis an die [56] arab. Wüste (jetzt Paschalik Bagdad) genannt u. an letzterer haftet der Name. Daraus ergibt sich der Schluß, daß die kriegerischen Chaldäer (Chasdim in der Bibel) aus dem Hochlande hinunter in die fruchtbaren Stromebenen gewandert sind und als ihre Stammhäupter die Herrschaft erobert hatten, die ganze Bevölkerung des babyl. Reichs C. genannt wurde. Unter diesem Namen begreift man auch die Gelehrten und Priester in Babylon, die in Folge regelmäßiger jahrhundertlanger Beobachtungen des Himmels beträchtliche astronom. Kenntnisse besaßen (s. Halleysche Periode) und namentlich die Kugelgestalt der Erde erkannt hatten. C. nannten die späteren Römer die fremden Sterndeuter, Wahrsager etc., die gerade nicht aus Babylon herkommen mußten, sondern wohl meistens abgefeimte Griechen waren. Unter chaldäischer Sprache versteht man die babylonische, die dem semitischen Sprach stamme angehört und mit der syrischen den aramäischen Zweig derselben bildet. Sie ist vollständig untergegangen und nur in den noch lange nicht vollständig entzifferten Keilinschriften von Babylon und Ninive erhalten, sowie in dem nicht reinen chaldäischen einiger Abschnitte in Esra. Daniel und mehrer Targumim, deßgleichen in den talmudischen Büchern der Juden. Die neueste chaldäische Grammatik ist von Bertheau 1843, das neueste Wörterbuch von Landau 1819.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1854, Band 2, S. 56-57.
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