Chaldäa [1]

[843] Chaldäa (a. Geogr.), 1) so v.w. Babylonien; 2) (hebr. Chasdim, früher Kephene), Provinz von Babylonien, am westlichen Ufer des Euphrat bis zum Arabischen Meerbusen, also der SWTheil der heutigen Paschaliks Bagdad u. Basra; Klima heiß: Boden fett u. leicht u. noch mehr fruchtbar gemacht durch die Kanäle des Euphrat u. Tigris. Die aus den nördlichen Gebirgsländern eingewanderten Chaldäer (Chasdim) waren ein tapferes Voll, ihre Gelehrten beschäftigten sich bes. mit der Astronomie u. Astrologie. Ihre astronomischen Beobachtungen, bei denen sie sich am Tage der Sonnen-, in der Nach der Wasseruhren bedienten, steigen in die ältesten Zeiten hinauf, da Alexander d. Große solche von 1903 Jahren her im Tempel des Belvorgefunden haben soll. Von ihnen erhielten die Griechen die Sonnenuhren u. die Eintheilung des Tages in 12 Doppelstunden. Ihr Jahr bestand aus 365 Tagen; das große Jahr (Saros, Chaldāische Periode) enthielt 65851/3 Jahre. Von den Planeten glaubten sie, daß sie künftige Begebenheiten, Sturmwinde, Erdbeben u. alle übrigen Luftveränderungen, die Erscheinung der Kometen, Sonnen- u. Mondfinsternisse u. der Menschen Glück u. Unglück andeuteten. Zu ihren astronomischen Beobachtungen sollen sie nach Einigen den Thurm im Beltempel als Sternwarte gebraucht haben (s. Babylonischer Thurm). Religion nach griechischer Darstellung: vom Anfang war das Chaos, darin lebten Ungeheuer u. Menschen von allerlei Unformen u. Ungestalten. Über dies herrschte die Urnacht Homorka (Urwasser, überhaupt das weibliche, gebärende Princip), welche das Urlicht, Baal (Bel), in 2 Theile theilte, aus deren einem der Himmel, aus dem anderen die Erde wurde. Nach dieser Scheidung starben die Ungeheuer des Chaos, dafür aber entstanden Menschen u. Thiere dadurch, daß er sich das Haupt abschlagen ließ u. das Blut mit Erde vermischte; auch schuf er Sonne, Mond, Sterne u. 5 Planeten. Die Anfangs wild lebenden Menschen unterrichtete u. cultivirte Ognnes, ein geflügelter Fisch u. einer der Annedoti, der 7 od. 4 heiligen Thiere, die zu verschiedenen Zeiten aus dem Rothen Meer C. stiegen. Er kam jeden Morgen[843] nach Babylon, brachte den Menschen Gesetze, lehrte sie nützliche Gewerbe u. alle Wissenschaften, bessere Sitten, bürgerliche Ordnung u. Religion; jeden Abend kehrte er ins Meer zurück. Der letzte der Annedoti, welcher den Menschen erschien, war Odakon. Von ihren Gottheiten ist außer Baal nur noch Meni (Venus od. Fortuna), Milidtha (Ilithyia), Nebo (Mercur) u. Merodach (Mars) bekannt; vgl. Sabäismus. Sie. hatten Tempel, brachten Opfer u. feierten Feste. Über die Sprache der Chaldäer s. Chaldäische Sprache. Vgl. Ditmar, Über das Vaterland der Chaldäer, Berl. 1786, n. A. 1790; Norbery, De Chaldaeis sep tentrionalis originis. Lund 1784.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 3. Altenburg 1857, S. 843-844.
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